Wir stehen auf den Schultern anderer

 

  „Gottes eigenes Land“ nennen die Menschen Yorkshire. Sie haben recht: ein fruchtbares Land mit weiten Feldern, Wiesen, Weiden. Und dazwischen immer wieder Zeugnisse gelebten Christseins und eindrucksvoller christlicher Geschichte. Man staunt heute noch, welche Kulturleistung die Benediktiner und nach ihnen die Zisterzienser dort vollbracht haben. Die Ruinen der Klosteranlagen lassen noch heute ihre Größe erkennen. Mehrere hundert Mönche und Brüder lebten dort in den Blütenzeiten des 12. , 13. und 14 Jahrhunderts. Die Abspaltung von Rom unter Heinrich VIII. zu Beginn des 16.Jahrhunderts hatte auch die Zerstörung dieser großen geistlichen Zentren zur Folge. 

Während man durch’s Land fährt hört man Geschichten von Männern aus dem 7.Jahrhundert, die den christlichen Glauben aufs europäische Festland gebracht haben: Willibrord, Suitbertus, Winfried (Bonifatius) . Vorausgegangen war eine wegweisende Entscheidung, die massgeblich von Wilfrid von York beeinflusst worden war: man wollte eine „römische“ Kirche sein, weltumfassend und nicht auf die eigene Nation beschränkt.

 

 Plötzlich wird mir wieder bewusst: wir stehen auf den Schultern anderer. Mit uns hat der Glaube nicht begonnen. Wir haben ihn geerbt von unseren Eltern, Großeltern und Lehrern. Wir, die wir uns oft für den Nabel der Welt halten, sind nur ein winziger Teil in der Geschichte der Menschheit. Dann kann man nur demütig und bescheiden werden. Welche Spuren werden wir einmal hinterlassen? Werden die Menschen dann beim Anblick unserer Werke auch spüren wie groß unser Glaube war – so wie in den verlassenen Abteien in Gottes eigenem Land?

Bilder von der Reise durch Yorkshire mit dem Bonner Münster Bauverein gibt es hier: https://flickr.com/photos/133589133@N08/sets/72157657663330149