Kein Superstar – sondern Benedikt XVI.

Angelus Er ist kein Supermann und kein Superstar – vor allem aber ist er nicht der Versuchung erlegen, mit einer großen Show von der Bühne abzutreten. Voll war der Petersplatz heute und der Angelus, das sonntägliche Mittagsgebet, das Woche für Woche vom Papst mit den Gläubigen gebetet wird, wurde in alle Welt übertragen. Aber Benedikt XVI. blieb sich treu. Demütig und bescheiden. Nur ganz zurückgenommen der Dank für das Gebet und die Anteilnahme der Menschen. Stattdessen eine kurze Betrachtung des Sonntagsevangeliums von der Verklärung. „Jesus betete als er verklärt wurde“, sagte er und betonte: „Dem Gebet darf nichts vorgezogen werden“. Das Gebet, das Gespräch mit Gott ist das Fundament des christlichen Lebens. Dem Gebet hat er sich für die Zeit seines Ruhestandes verschrieben. Supermänner- und frauen, die Superstars der Medien, nehmen oft Abschied mit großer Show und großem Tamtam. Und schnell verschwinden sie aus dem Gedächtnis der Menschen. Benedikt wird länger im Gedächtnis der Kirche bleiben. Wie sagte er doch heute zum Abschluß des Angelus:  „Im Gebet sind wird uns nahe!“

Richtiger Zeitpunkt

Benedikt XVI. hätte kaum einen günstigeren Zeitpunkt für seine Rücktrittsankündigung wählen können, als die Tage vor der Fastenzeit; denn in diesen 40 Tagen geht es um die geistliche Reise nach Innen, geht es um die wesentlichen Fragen des Lebens. Nicht um Ämter und Posten, nicht um Namen und Bezeichnungen, nicht um den Mainstream der öffentlichen Meinung, nicht um Ruhm und Ehre. Es geht wie der Papst selbst heute sagte um die Fragen: „was zählt in meinem Leben?“ und „Welchen Platz hat Gott in meinem Leben?“

Vergelt’s Gott

Die Nachricht vom Rücktritt des Papstes hat mich und viele andere im Rheinland zum Beginn des Rosenmontagszugs erreicht. Auf den ersten ungläubigen Schreck folgte ein großer Respekt vor dieser Entscheidung. Wenn ein Mensch vor sich und der Welt seine eigenen Grenzen eingesteht, dann ist dies ein Zeichen von Größe und Demut zugleich.

In Bonn hat Benedikt XVI. seine theologische Laufbahn begonnen. Daran erinnern sich noch viele in unserer Stadt. Das „Heimweh nach Bonn, nach der Stadt am Strom, ihrer Heiterkeit und ihrer geistigen Dynamik“ ist ihm geblieben, wie er es selbst in seiner Biografie bekannt hat. Unvergessen sind mir die Begegnungen mit ihm, unter anderem mit unserer damaligen Oberbürgermeisterin Bärbel Dieckmann 2007 auf dem Petersplatz.

Benedikt XVI. ist ein großer Theologe und ein weiser geistlicher Lehrer. Viele seiner Worte werden uns noch lange begleiten, viele seiner einfachen, aber eindrucksvollen Gesten uns noch lange in Erinnerung bleiben. Am Ende dieses Pontifikates sind wir dankbar für diesen Nachfolger des Apostels Petrus.

Vergelt’s Gott!

Mission (im)possible

Jesus hat keine anderen!

Wenn es nach Fischer_Netzdem Mainstream ginge, dann wäre die Mission des Jesus von Nazareth schon im Anfang gescheitert. Ein erfolgloser Fischer, der die ganze Nacht umsonst gefischt hat und jetzt mit leerem Netz vor ihm steht. Der auch noch öffentlich bekennt: „ich bin ein Sünder“, ein Versager, ein Loser. Einen solchen Bewerber stellt man nicht ein. Mission unmöglich! Mission impossibile.

Jesus von Nazareth setzt auf ihn, obwohl das lose Mundwerk und die Selbstüberschätzung des Fischers Petrus ihn noch wütend machen und enttäuschen werden. Er weiß um die Fehler und vertraut ihm trotzdem „seinen Laden“ an. Er hat keinen anderen – damals nicht und heute nicht!

Die Kirche des Jesus von Nazareth kennt viele Heiligen, aber sie besteht von Anfang an nicht nur aus solchen. Vom Papst angefangen bis hin zum einfachen Gläubigen – alle wollen das Beste und ertappen sich wie der Apostel Paulus dabei, dass sie das Böse tun. Und doch: damals wie heute setzt Jesus auf sie. Er hat keine anderen. Für ihn ist mit ihnen Mission möglich.

Wenn doch nur alle etwas demütiger würden. Schon Karl Rahner gesagt, dass die Leitungskräfte nicht immer die besten Christen sind. Er vergleicht es mit einem Schachclub, dessen beste Spieler zu den Turnieren fahren, während andere im Vorstand sitzen. Der Vergleich mag manche fromme Seele erschüttern, aber er trifft die Sache.

Die Weihe macht aus begrenzten Menschen keine Allround-Genies. Das hat man uns lange glauben machen wollen. Priester und Bischöfe bleiben Menschen mit Stärken, Kompetenzen und Charismen, aber auch mit Schwächen und Grenzen. Immer wieder hat man den Menschen eingeredet, sie dürften von den Amtsträgern alles an Fähigkeiten erwarten, und wundert sich heute, dass die Erwartungen so hoch geworden sind. Ihnen kann niemand mehr gerecht werden – weil niemand ein Alleskönner ist!

Johannes XXIII. hatte wohl einen realistischen Blick auf sich selbst, auf die Kirche und auf die Welt. Johannes, der sich selbst nicht so wichtig nehmen wollte, propagierte für die Kirche das „Aggiornamento“. Er wollte sie auf die Höhe der Zeit bringen, was nicht bedeutet, der Zeit anpassen.

Die Welt hat in den letzten 100 Jahren eine Entwicklung durchgemacht wie in keinem Jahrhundert vorher. Dies anzuerkennen, statt zu jammern und zu klagen, wäre ein erster Schritt hin zum „Aggiornamento“. Es wäre ein erster Schritt runter vom Podest! Wer bei den Menschen ist, findet auch überzeugende Antworten auf die Fragen der Menschen von heute.

Nur demütig müssen wir bleiben, unseren selbst gebastelten Heiligenschein abnehmen. Wir tragen unseren Schatz in zerbrechlichen Gefäßen. Und die sind wir selbst. Aber Jesus hat keine anderen für seine Mission – das gibt mir Mut.

Wer die Geschichte nachlesen will:Petrus – Bibel Lukas Evangelium Kapitel 5, Verse 1 -11
Paulus – Bibel Brief an die Römer Kapitel 7, Vers 19

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