Papa sorpesa – der Papst der Überraschung! So kommt mir Franziskus immer mehr vor. Der Papst der guten Überraschungen. Da meldet heute „La Stampa“, dass Franziskus am Samstagmorgen einen Renaut R 4 als Geschenk erhielt. Keine Luxuskarosse, sondern ein Allerweltsauto mit 300.000 Kilometern auf dem Buckel. Weiß, 800 ccm und 4 Gänge. Er „diente“ einem Pfarrer in einer „Pfarrei an der Peripherie“ der Stadt Verona, der sich u.a. dafür engagierte, dass seine Jugendlichen nicht in die Finger der Drogenhändler gerieten. Franziskus nahm das Geschenk an und würdigte damit die Arbeit für die Menschen an der Peripherie. 100 Leute begleiteten ihren Pfarrer bei der Übergabe. 50 mussten vor den Mauern bleiben – aus Sicherheitsgründen! Aber so etwas geht nicht mit Franziskus. Er stieg in den R4 und ließ sich zu den Wartenden vor die Mauern fahren. Das muss man nicht kommentieren. Man kann nur staunen!
Papa sorpresa – der Papst der Überraschung! Auch mit der Friedensinitiative und dem Friedensgebet am Samstag hat er uns überrascht. Mich freut, dass Franziskus keine Gebetstage und Gedenkstunden verordnet, sondern selbst der Erste ist und uns und alle Menschen guten Willens einlädt, es ihm gleich zu tun. So wird die ganze Weltkirche zu einer großen Pfarrei und der Papst zu einem Weltpfarrer.
Papa sorpresa – Franziskus tut der Kirche und der Welt mit seinen Überraschungen gut! Ich freue mich auf die nächste! Auch wenn sie mich, uns in die Pflicht nimmt! Es macht Freude!
Archiv für den Monat: September 2013
Zuerst zum Brunnen! Dann „op Pützchen“!
Pützchens Markt ist eröffnet! Mit einem Schlag hat Oberbürgermeister Nimptsch das Faß angestochen. 5 Tage Pützchens Markt!
Wir alten Bonner sind von Kindesbeinen daran gewöhnt, zuerst zum Brünnchen zu gehen und dann „op Pützchen“. Das gehört sich so. Die Geschichte, die dieser Tradition zugrunde liegt, ist über1000 Jahre alt: Es war wohl im Jahr 1005, als das Rheinland einer großen Dürre ausgesetzt war und sogar das Rheinbett fast austrocknete. Die von der Hungersnot bedrohten Menschen baten Adelheid, die Äbtissin des Klosters Vilich, um Rat. Sie soll mit den Menschen der Umgebung intensiv gebetet und der der Legende nach gezielt und mit Gottvertrauen ihren Äbtissinenstab in die Erde gestoßen und eine Wasserquelle gefunden haben. Daraus entstand ein „Pütz“,ein „Pützchen“, das die Gefahr abwehrte und als „Adelheidis-Brünnchen“ bis heute sprudelt.
Diese Geschichte ist insofern nicht ganz unwahrscheinlich als hier wasserführende Schichten vom Ennert herab dicht unter der Oberfläche laufen. Die Leute spülen sich seit jeher die Augen mit diesem Quellwasser, weil es gegen Augenleiden helfen soll. Das ist keine Magie, denn erst kürzlich wurde bei Untersuchungen des Wassers bestätigt, dass es aufgrund seiner Beschaffenheit eine heilsame Wirkung haben könne.
Aber wir wollen hier gar nicht um die Wahrheit der Geschichte und um die Heilkraft des Wassers streiten. Die Geschichte erinnert uns vielmehr daran, dass es nicht nur Dürrezeiten im Jahresablauf geben kann, wenn der Regen länger ausbleibt. Es gibt auch andere Dürrezeiten, wenn das Leben trocken und mühsam ist, wenn uns die Liebe fehlt, wenn wir keine Anerkennung finden, wenn der Arbeitsplatz verloren geht, wenn eine Beziehung zerbricht, wenn Träume zerplatzen – und vieles andere mehr! Es gibt in solchen Situationen gewiss viele Möglichkeiten, der Dürre ein Ende zu bereiten – die einen flüchten in Drogen, in den Alkohol, in die Spielsucht. Andere werden zu Workaholics. Andere ziehen sich zurück und kapseln sich ab.
Die heilige Adelheid gibt uns ein anderes Beispiel. Von ihr wird gesagt, dass sie mit den Menschen betete und mit Gottvertrauen an dieser Stelle den Stab in die Erde verstoßen haben soll.Das Wasser dieses Brunnens sagt uns: wer sich auf Gott ausrichtet und das Heil nicht nur auf dieser Welt sucht, der kann die Dürrezeiten seines Lebens bestehen und er wird das frische Wasser finden, das sie beendet.
Von Gottvertrauen spricht auch unser Papst, wenn er etwa vor einigen Wochen in Brasilien sagte: „Gott ruft zu endgültigen Entscheidungen, für jeden hat er einen Plan: Ihn zu entdecken und der eigenen Berufung zu entsprechen bedeutet, einer glücklichen Selbstverwirklichung entgegenzugehen. Gott ruft uns alle zur Heiligkeit; er ruft uns, sein Leben zu leben, doch für jeden hat er einen persönlichen Weg.“
Das Wasser dieses Brunnens sprudelt – ohne unser Zutun. Es verweist uns mitten im Lärm dieses Jahrmarktes auf Gott! Wer von diesem Wasser nimmt, legt auch ein Glaubensbekenntnis ab: Gott wirkt in dieser Welt! Er ist das lebendige Wasser. So gestärkt lädt uns der Jahrmarkt ein, zu feiern und zu genießen!
Ich lade alle ein, dem alten Brauch zu folgen: zuerst zum Brunnen und dann „op Pützchen!“