Israel V: Berührung

Auf den ersten Eindruck befremdet und fasziniert das Altarbild in der Krypta der neuen Kirche von Magdala am See Genesareth. Es stammt von dem italienischen Künstler Daniel Cariola.

Man sieht ein Gewirr von Männerbeinen- und füßen, das erahnen läßt, welche Menge an Menschen in der Szene versammelt sind. Ein weißes bodenlanges Gewand in der Mitte. Durch das Gewirr der Beine hindurch findet eine zarte Frauenhand ihren Weg, um das Gewand Jesu zu berühren.

Die Evangelisten haben die Geschichte aufgeschrieben, unter anderem Markus in seinem 5.Kapitel (Vers 25 folgende). Eine schon 12 Jahre an Blufluss leidende Frau, die schon unzählige Ärzte konsultiert und dadurch ihr ganzes Vermögen aufgewendet hat, sieht die Berührung Jesu als letztes „Heilmittel“. Sie schafft es, den Saum seines Gewandes zu berühren und wird geheilt. „Dein Glaube hat dich gerettet. Los, geh in Frieden und sei gesund von deiner Plage!“

Das liest sich so einfach wie eine schöne Wundergeschichte – und stellt mir gleichzeitig die Frage nach meinem Glauben. Was traue ich Gott eigentlich zu?

Und: es gibt nicht nur das Hören und das Sehen, das kognitive Element des Glaubens. Auch das Berühren gehört dazu, der emotionale Moment. Johannes schreibt in seinem ersten Brief ganz am Anfang: „Was wir gehört haben, was wir mit unseren Augen gesehen, was wir geschaut und was unsere Hände angefasst haben, das verkünden wir: das Wort des Lebens.“

Das Fragen geht weiter: wie können Menschen heute mit Gott in Berührung kommen? Die einfachste Antwort, die aber vielen Menschen nicht weiterhilft, wäre der Verweis auf die Sakramente. Viel schwieriger wird es, wenn wir Papst Franziskus folgen, der sagt: „Wir alle sind berufen, lebendige Schreiber des Evangeliums, Überbringer der Guten Nachricht für alle Männer und Frauen von heute zu werden.“ (3.4.2017)

Vielleicht reicht es auch, wenn wir den „Händen“, die Jesus berühren wollen, nicht den Weg versperren.

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