Predigt am 13.10.2024 in Dernau
„Was muss ich tun, um in den Himmel zu kommen? Oder besser gefragt: „was muss ich noch tun, um in den Himmel zu kommen?
Leider läuft Jesus nicht mehr durch die Straßen unserer Städte, so dass wir ihm diese Frage stellen können, wo wie es der Mann im heutigen Evangelium getan hat.
Was würden wir einander antworten? Vielleicht würden wir sagen: „führe ein anständiges Leben, tue viel für deine Mitmenschen, gehe regelmäßig zum Gottesdienst, bete“ und was uns sonst noch Kluges und Frommes einfällt.
Allerdings gibt es ein Problem: wenn wir so fragen „was muss ich tun, um im den Himmel zu kommen“, meinen wir ja, dass wir nur genügend tun müssen, um das ewige Leben zu erlangen, dass es nur darauf ankommt, möglichst alle Gebote zu halten, um das Himmelreich zu verdienen.
Aber wir können das ewige Leben gar nicht gewinnen, weil es un schon gehört.
Die Eintrittskarte in den Himmel, wenn dieses Bild erlaubt ist, ist schon bezahlt, nicht mit einer Währung dieser Welt, „sondern mit dem kostbaren Blut Christi, des Lammes ohne Fehl und Makel“, wie es der Apostel Petrus in seinem ersten Brief schreibt (1 Petrus 1,19).
Wir sind getauft auf Jesu Tod und Auferstehung. (Röm 6,3-4) In der Taufe haben wir das Ticket für den Himmel bereits erhalten.
Gott verlangt keine Leistung von uns, Gott rechnet nicht auf, ob wir genug gute Taten vollbringen! Vor aller Leistung hat er uns das Leben und das ewige Leben geschenkt.
Und warum dann noch die Gebote halten? Warum dann noch gut sein? Warum dann noch zum Gottesdienst kommen?
Die Antwort ist einfach: weil mein Leben ein Echo ist auf die Tat Gottes, weil mein Leben eine Reaktion auf seine Liebe ist.
Oder anders gesagt: ich lebe so, nicht um in den Himmel zu kommen, sondern weil ich in den Himmel komme.
Das ist eine befreiende Botschaft! Sie befreut uns von allem religiösen Leistungsdenken.
„Das mache ich alles“, sagt der Mann im heutigen Evangelium und könnte jetzt zufrieden seiner Wege gehen. Aber Jesus stellt klar: wenn du zu mir gehören willst fehlt dir noch eins: Geh, verkaufe, was du hast, gib es den Armen und du wirst einen Schatz im Himmel haben; dann komm und folge mir nach!
Das sagt er liebevoll, ja er sieht die innere Not des Mannes und umarmt ihn. Der geht jetzt traurig weg, denn er hatte ein großes Vermögen.
Ein großes Vermögen haben wohl nur die Wenigsten von uns und als reich würden sich auch nur wenige bezeichnen; aber alles zu verkaufen, was wir haben, da hört es dann doch auf.
Wie wird das Ganze dann doch zu einer frohen Botschaft für uns.
Es ist ein wichtiger Text – auch schon für junge Kirche, die sich in einer ähnlichen Spannung sah wie wir.
Nur wenige Menschen haben es seitdem geschafft, diese Radikalität aufzubringen, wirklich alles für ein Leben in der Nachfolge herzugeben: einer war Franziskus von Assisi.
Von Franziskus können wir lernen. Er stellt uns die Frage:
Hast Du etwas oder hat etwas dich?
Besitzt Du etwas oder bist du von deinem Besitz besessen?
Woran hängt dein Herz?
Oft macht Besitz unfrei, weil viele nur noch danach streben, ihn zu vermehren oder zu bewachen.
Oft hindert uns der Besitz, wie Menschen zu leben, die wissen, dass sie unterwegs sind zum Himmel. Oft gaukelt er uns vor, wir könnten uns schon den Himmel auf Erden schaffen.
Franziskus, der die Radikalität der Besitzlosigkeit gelebt hat, lädt uns ein, unseren Blickwinkel auf die Welt zu verändern. Wenn man die Welt vom Standpunkt der Armen anschaut, die Franziskus „groß und ausgezeichnet“ nennt, „vortrefflich und erhaben vor Gott“ (1 und 2 Kust) dann verändert sich Welt.
„Was muss ich tun um das ewige Leben zu erlangen?“ – Das Evangelium gibt uns eine entlastende Antwort: Ich muss Gott nicht erst gnädig stimmen, denn er liebt mich wie ich bin. Ich muss mir auch den Himmel nicht verdienen, denn er gehört mir grundsätzlich als Kind Gottes ja schon.
Aber es nicht egal, wie ich lebe, was ich tue. Es muss eine Antwort sein auf diese Liebe Gottes, die meinem Tun zuvor gekommen ist.
Ich kann dabei auch auf Abwege geraten. Die Gefahr zu solchen Abwegen kann in großem Besitz gegeben sein.
Für die meisten von uns ist die radikale Besitzlosigkeit einzelner Heiliger kein gangbarer Weg, zumal wir Verpflichtungen für uns und andere haben.
Aber es bleibt die Frage: Woran hänge ich mein Herz? Denn dort, wo mein wirklicher Schatz ist, da ist auch mein Herz.