Auferstandene sind wir! Goldstücke sind wir!

Nächte können verdammt lang sein. Das weiß jeder schwer Kranke, der nachts von Schmerzen geplagt wird. Das weiß jeder, der schlaflos die Nacht verbringt. Jeder, der in der Nacht auf dem Dach hockt während die Flut immer weiter steigt. Jeder, den etwas beschäftigt, weil ihn irgendeine Sorge plagt.
In der Nacht kann man nicht handeln, nicht aktiv sein. Sie wird zu einem Synonym der Ohnmacht, ja zu einem Bild für den Tod.

Ich erinnere mich noch gut an eine Osternacht, die ich mit Studierenden am See Genezareth feiern konnte. Wir hatten uns in der Nacht versammelt und uns gegenseitig Nacht-Geschichten erzählt.
Vielleicht könnten Sie auch eine solche Geschichte jetzt beisteuern: dazu gehört gewiss die Nacht der Flut, aber auch andere Erfahrungen in ihrem Leben voller Ohnmacht, Ausweglosigkeit, Geschichten von Gewalt und Lüge, von Trauer und Schmerz, eben Nachtgeschichten.
Ich glaube, es ist nicht vermessen, wenn ich sage: jedes Menschenleben kennt solche Nachterfahrungen.

Nächte können verdammt lang sein – heute allerdings feiern wir, dass unsere Nächte nicht endlos sind, besonders nicht die Nächte der Seele.

Im Glaubensbekenntnis bekennen wir: ich glaube an Jesus Christus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten. Orthodoxe Bilder zeigen dieses Reich des Todes, jenes dunkle schwarze Loch, jene endlose Nacht, wo stellvertretend für die ganze Menschheit Adam und Eva ihre Hände Christus entgegenstrecken, damit er sie befreie von diesem Ort der Einsamkeit, der Beziehungslosigkeit, der Gottesferne. Sie mit hinauf nehme zum Vater.

Paulus sagt in seinem Zeugnis über die Auferstehung: „Erster ist Christus; dann folgen, wenn Christus kommt, alle, die zu ihm gehören.“ (1 Kor 15,22) Ich fand dazu bei einem Theologen ein passendes Bild: es ist so wie wenn in einer Seilschaft der Anführer den Gipfel als erster erreicht. Dann ist es nur noch eine Frage der Zeit, dass auch die übrigen nachkommen; sie werden vom Anführer abgesichert und wenn nötig mitgezogen und nachgezogen.

Auferstehung ist also nicht etwas, was Jesus allein betrifft. Seine Auferstehung gilt auch uns! Deshalb feiern wir heute: „Auferstandene sind wir!“
Christen sind nicht Zeugen des Todes, sondern Zeugen des Lebens.

Sie stehen nicht auf der Seite derer,
die meinen, alles selbst machen zu können,
die glauben, ohne Gott und gegen die anderen ihr Leben führen zu können und im Teufelskreis von Gewalt und Lüge gefangen sind.

Alles, was Leben zerstört, was Hoffnungen tötet und was Angst macht, passt nicht zu denen, die glauben: Auferstandene sind wir!

Das gilt für jeden einzelnen von uns, dort wo wir leben in unseren Familien, in unserem Beruf in unserer Freizeit müssen wir deutlich machen: Alles, was das Leben zerstört, alles was die Hoffnungen tötet und was Angst macht, dient nicht dem Leben.

Dazu haben wir uns verpflichtet. Als wir getauft wurden, haben wir uns vom Tod abgewandt und dem Leben zugewandt: „Wir wurden mit Christus begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben.“ (Röm 6,4).

Wir gehören zu Christus. Am Gründonnerstag haben wir die Eucharistie den großen Schatz, das Goldstück genannt, das der Kirche geschenkt wurde. Als Getaufte sind auch wir kleine Goldstücke, dazu bestimmt, das Dunkle, das Graue dieser Welt mit Goldglanz, mit Leben zu erfüllen.
Dieses neue Leben, diese neue Menschsein wurde bei der Taufe symbolisiert durch das Taufkleid – das neue Gewand. Auch wenn wir diesem Taufkleid längst entwachsen sind, wir tragen es ein Leben lang. Es ist wie eine unsichtbare Uniform der Christen, das immer dann sichtbar wird, wenn wir aus Liebe handeln, wenn unser Tun anderen die Zukunft nicht verbaut, sondern gewährt, wenn Menschen dadurch neue Hoffnung schöpfen.

Unser Taufkleid ist das Pilgerkleid jedes Christen, der unterwegs ist in den Nächten dieser Welt mit der glaubenden Gewissheit: Auferstandene sind wir ! Goldstücke sind wir!


Am Ende des Gottesdienstes erhielten die Mitfeiernden ein süßes Goldstück mit der Botschaft: „Du bist ein Goldstück“.

Goldstücke unterm Kreuz

Predigt vor der Passion

Ich hoffe, Sie sitzen alle gut oder haben einen festen Stand. Denn jetzt geht es zur Sache! Die ganze Welt drängt sich jetzt hinein in die Kirche von Dernau – besonders die leidende Welt.
Die Geschlagenen, die Verleugneten, die Enttäuschten, die Verratenen, die Opfer von Gewalt und Verleumdung, falscher Anklagen und schnellen Prozessen.
Und mittendrin, Sie und ich – niemand kann sich drücken und verdrücken – jetzt wird die Geschichte erzählt von dem, der allen wohl getan hat und dem man doch übel mitspielte.

Ich weiß, Sie kennen die Geschichte. Je nachdem wie alt Sie sind, haben Sie sie schon Dutzend Male gehört; aber schalten Sie jetzt bitte nicht ab, bleiben Sie bitte dran. Nein, bleiben Sie bitte drin in der Geschichte.

Entsetzen Sie sich bitte über das, was da geschickt, erschrecken Sie über das Verhalten der Menschen, gehen Sie mit Jesus seinen Weg – und sehen Sie in seinem Gesicht die Gesichter der Leidenden dieser Welt.

Für den Evangelisten Johannes ist der Kreuzweg nicht nur ein Leidensweg, sondern der Weg zu einer Thronbesteigung. Johannes hat lange nachgedacht über dieses Ereignis, das nicht nur ihm unverständlich ist.

Ein souveräner Jesus begegnet uns in seiner Passion. Das Aufrichten des Kreuzes, seine Erhöhung ist eine königliche Thronerhebung. „Wenn ich über der Erde erhöht bin, werde ich alle zu mir ziehen“, hat er zu Nikodemus gesagt.

Sagen Sie bitte nicht, dass Sie das sofort verstehen. Ein König, der ans Kreuz geheftet wird. Ein König, der nicht von oben herab regiert, sondern der alle an sich zieht.
Alle, nicht nur die Frommen, nicht nur die Erfolgreichen, nicht nur die auf der Sonnenseite des Lebens. Vor allem jene, die ihre Wunden scheu vor den anderen verbergen, die leiden und weinen in den stillen Nächten des Lebens. Alle, auch Sie und mich.

Ein geistlicher Lehrer (Ignatius von Loyola) empfiehlt uns, Christus unsern Herrn sich gegenwärtig und am Kreuz hängend vorzustellen und ein Gespräch zu halten, so „wie ein Freund zum anderen spricht“ (EB 53+54).

Kommen Sie also bitte mit bis unter das Kreuz: hier fällt aller Egoismus in den Abgrund des Todes.
Hier wird mir bewusst, wie sehr die Gewalt der Sünde jedem den Weg in die Zukunft verstellt – die eigene Sünde wie auch die Sünde der anderen, die mir schadet.
Hier werden die selbstverständliche Lüge und das Böse der Gewalt offenbart.Hier sehe ich, was der Apostel Paulus meint, wenn er schreibt: „Christus Jesus war Gott gleich, hielt aber nicht daran fest, wie Gott zu sein, sondern er entäußerte sich und wurde wie ein Sklave und den Menschen gleich. Sein Leben war das eines Menschen; er erniedrigte sich und war gehorsam bis zum Tod, bis zum Tod am Kreuz.“ (Phil 2,6-8)

Und dies nicht anonym, für die Menschheit schlechthin, sondern für Sie und für mich.

Wer dessen gewahr wird, wer erkennt – der hängt da am Kreuz für mich – der kann sich nicht abwenden und teilnahmslos von dannen ziehen. Der muss sich fragen lassen, was tue ich denn? Trete ich ein in diese Zuneigung Gottes zu den Menschen?

Mutter Theresa hat einmal gesagt: „Lieben, bis es weh tut!“
Ja es gibt Liebe, die weh tut, Liebe, die anstrengt.
Die Liebe in schlechten Tagen, in Krankheit, in Krisen.
Es gibt den Schmerz der Liebe, die keine entsprechende Gegenliebe findet und auch die Liebe, die nach der Liebe Gottes ruft und anscheinend keine Antwort erfährt.
Lieben, bis es weht tut! – wer mit dieser Absicht unter dem Kreuz steht, wird erleben, dass der Tod am Kreuz Anfang eines österlichen Triumphes ist. Aber zuerst gilt es unter dem Kreuz auszuharren. Lassen wir uns jetzt darauf ein – gemeinsam mit allen, die Jesus an  sich zieht.

Zur Kreuzverehrung

Du wolltest alle an Dich ziehen –
deshalb bringe ich Dir jetzt alle zum Kreuz –
alle, die mir lieb und teuer sind, alle, die mir etwas bedeuten, allen, denen ich dankbar bin.
Sie sind Goldstücke meines Lebens.

 

„Mein“ Abendmahl

Gründonnerstag 2025 in Dernau

Die bekannteste Darstellung des Abendmahl in der Kunst ist gewiss die von Leonardo Da Vinci. 1494-1498 hatte er dieses Monumentalgemälde für die Stirnwand des Dominikaner Klosters in Mailand geschaffen. Viele Künstler haben sich in diesem Thema versucht. In den gemalten Personen spiegelt sich die Deutung des Künstlers wider, der versucht, eigentlich Unfassbares in Formen und Farben wiederzugeben.

Letztlich wird das auch von uns in diesen Stunden verlangt: wir müssen „unser“ Abendmahl „malen“, so wie wir dieses Ereignis für uns ganz persönlich deuten. Keine Angst, nicht mit Leinwand und Pinsel: „Mein“ Abendmahl muss in meinem Herzen Gestalt annehmen, so dass es dort Spuren für mein Leben hinterlässt.

Versuchen wir ein paar Details wahrzunehmen, die uns helfen können, unseren ganz persönlichen Zugang zu finden:

Es ist eine Stunde großer Intimität: der Herr ist nicht in der Menge, nicht unter vielen Menschen, wie es oft im Evangelium beschrieben wird. Er ist mit den zwölf Aposteln allein, selbst die Frauen die noch in den letzten Tagen – etwa bei der Salbung in Betanien eine Rolle spielten – sind außen vor – was aus heutiger Perspektive ärgerlich ist.
Es ist eine Stunde voller Zeichen und Symbole: zwölf Jünger hat der Herr um den Tisch versammelt. Genauso viele Jünger wie es Stämme im Volk Israel gab, an dessen Befreiung aus der Knechtschaft Ägyptens dieses Mahl erinnert.
Es ist nicht irgend ein Paschamahl, ein Pessach-Mahl, wie so oft in der Geschichte des Volkes Israel; sondern es ist das eine Mahl, das den Beginn des neuen Gottesvolkes markiert.

Es ist die Stunde, in der der Herr selbst seinen Jüngern hilft, zu verstehen, was in den nächsten Stunden geschieht.
Die Fusswaschung beschreibt seine Sendung, seinen Dienst für andere. Die Herrlichkeit Gottes offenbart sich, indem er dem Geschöpf die Füße wäscht. Nur wer das versteht, begreift, was in den nächsten Stunden geschieht.

Obwohl zwölf am Tisch versammelt sind, ragen drei aus der Schar heraus: der Lieblingsjünger, Petrus und Judas.

Der Lieblingsjünger, den man oft mit dem Hl.Johannes gleichgesetzt hat, dessen Platz unmittelbar neben Jesus war. Der, der ihn wohl auf Anhieb verstand.  Er ist nach dem Ausweis des Johannes-Evangeliums der ideale Zeuge, weil er alles genau gesehen hat – und zwar in der richtigen Perspektive.[1]

Petrus, der intuitiv spürt, was die Fußwaschung für ihn bedeutet: letztlich ist er Geschöpf, das seine Existenz seinem Schöpfer verdankt. Ist er doch eher der Typ, der bestrebt ist, alles aus eigener Kraft lösen und zu erlösen. Er soll zulassen, dass sein Herr und Meister an ihm handelt.

Und schließlich Judas, ein Mensch voller Widersprüche. Zuerst von diesem Jesus so überzeugt, dass er alles verlässt, um ihm nachzufolgen, und schließlich von ihm so enttäuscht, dass er ihn für 30 Silberlinge verrät, so viel wie man damals für einen Sklaven bezahlte.

Drei Gestalten, die mir zeigen, was es mit dem Abendmahl, was es mit der Eucharistie auf sich hat:

  • es ist die Speise derer, die sich in einer besonderen Beziehung zum Herrn wissen. Die versuchen, ihn zu verstehen, die auch heute seine Zeugen sind.
  • es ist die Speisen derer, die wissen, dass sie sich dem Herrn verdanken, die wissen dass sie die Kraft dieser Speise benötigen, um den Alltag zu bestehen.
  • es ist die Speise der Sünder, die alle einmal „Ja“ gesagt haben und von ihrem „Nein“ eingeholt wurden.

Wir verdanken es Papst Franziskus, dass er uns diesen letzten Aspekt in Erinnerung gerufen hat: „Die Eucharistie ist […]nicht eine Belohnung für die Vollkommenen, sondern ein großzügiges Heilmittel und eine Nahrung für die Schwachen.“ „Häufig verhalten wir uns wie Kontrolleure der Gnade und nicht wie ihre Förderer“, sagt er uns. „Doch die Kirche ist keine Zollstation, sie ist das Vaterhaus, wo Platz ist für jeden mit seinem mühevollen Leben.“ [2]

Mit diesem Wort hat der Papst die Herzen vieler Menschen getroffen. Jene, die sich lange Zeit ausgeschlossen erlebten, fühlen sich plötzlich wieder eingeladen.
Nicht, dass sie sich nicht bewusst gewesen wären Sünder, auch große Sünder, zu sein. Aber sie hatten vergebens Ausschau gehalten nach Barmherzigkeit.

Wenn Christus Judas am Tisch aushält, mit ihm das Brot teilt, mit ihm Mahl hält, dann hält er auch uns aus, dann hält er auch die aus, die wir so gern als Sünder bezeichnen.

Die Eucharistie ist der Schatz, der in der Kirche und im Leben an die erste Stelle gesetzt werden muss!“, sagt der Papst – ein Schatz, ein Goldstück – erinnern Sie sich noch an unser Fastentuch mit dem großen Goldklumpen.

Wenn ich mein Abendmahl malen würde (und könnte), ich würde es in goldenen Farben malen und drunter schreiben: Das Mahl der Sünder – ein kostbarer Schatz!
Und wie würden Sie Ihr Bild nennen?

[1] Und der, der es gesehen hat, hat es bezeugt, und sein Zeugnis ist wahr. Und er weiß, dass er Wahres berichtet, damit auch ihr glaubt. (Joh 19,35)

[2] Evangelium Gaudium Nr. 47
Das Bild zeigt ein Fresko aus dem 13.Jahrhundert, das Abendmahl von Jacopo Bassano und Studien von Andy Warhol zu Leonardo da Vinci

Jesus kommt nach Dernau? Er ist schon da

Predigt am Palmsonntag 2025 in Dernau – Gedanken zum Esel im Anschluß

In jenen Tagen hörte die Volksmenge,
die sich in Dernau auf das Osterfest vorbereitete,
Jesus komme nach Dernau.

Da nahmen sie Palmzweige, zogen hinaus, um ihn zu empfangen,
und riefen: Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!

Würden wir, würde die Menge sich aufmachen, ihn zu empfangen?

  • Er ist keine Weinprinzessin, die freudig in ihrer Heimat begrüßt wird.
  • er ist auch kein Mitglied einer populären Musikgruppe, die hier im Sommer musizieren

Jesus, wer würde dir entgegen gehen?

Vielleicht würden wir uns die Zeit nehmen. Heute noch – aber morgen früh haben wir wieder andere Verpflichtungen. Wenn wir es überlegen, so ganz recht wäre uns das nicht, wenn Du gerade jetzt kämst, vielleicht nach Ostern, oder nach dem Weinfrühling, nein, da sind Sommerferien, vielleicht dann doch erst im Herbst, obwohl soviel Zeit hätten wir dann auch nicht, da ist ja Winzerfest und Martinsmarkt, und dann kommt der Advent und Weihnachten. Ganz schön viel los, Jesus – und dann kommst du auch noch.

Was würden wir rufen, wenn wir es denn passend machen würden?
Hosanna! Gesegnet sei er, der kommt im Namen des Herrn, der König Israels!

Klingt nicht mehr so ganz zeitgemäß; ein bisschen verstaubt.
Und außerdem, wir hätten da ne Menge Fragen – endlich könnte er uns auf alle Fragen eine Antwort geben, alle unsere Vorbehalte entkräften.
Wir könnten endlos diskutieren bis wir alles verstanden haben, was nicht zu verstehen ist.Ob wir dann noch jubeln werden, werden wir sehen. Vielleicht wechseln wir auch sofort zum „Kreuzige ihn!“

Wer bewahrt uns davor, dass wir unsere Sehnsüchte nicht auf ihn projizieren – so wie es die Menschen damals getan haben?
Endlich jemand, der dem Hickhack der Politik ein Ende macht.
Endlich jemand, der wirklich für blühende Landschaften sorgt.
Endlich ein Heiland für alles Unheile in meinem Leben und in der Welt.

Doch wehe, wenn die Erwartungen enttäuscht werden. „Hosanna“ und „Kreuzige ihn„; dazwischen gibt es nichts.

Also: Jesus – dein Kommen brächte uns schon in Verlegenheit.

Jesus kommt nach Dernau – eine Wunschvorstellung?
GottseiDank ist er schon da –

aus der Passionsgeschichte, aus der wir eben einen Ausschnitt gehört haben, wissen wir es.
Sie erzählt

  • Von der Todesangst (im Garten Getsemani)
  • Vom Verrat des Freundes
  • Von der Untreue des Freundes
  • Von Hohn und Spott, vom Mobbing der Soldaten
  • Von falschen Zeugen
  • Vom ungerechten Urteil
  • Vom gottverlassenen Sterben

Aber auch

  • Von der Liebe der Frau, die Jesus salbt und ihm Gutes tut
  • Von der Unterstützung des Simon von Cyrene
  • Von der kleinen Liebestat einer Veronika
  • Von der Mutter, den Frauen und den Freunden, die unter dem Kreuz aushalten.

Szenen der einen Passion, die sich so oder ähnlich in unserem Leben, im Leben der Menschen wiederholen.

Da finden wir ihn:
bei denen, die Not leiden,
bei denen, die sich verraten und betrogen fühlen,
bei denen, die gemobbt werden,
bei denen, die sich gegen böse Gerüchte wehren müssen,

und bei denen, die die Not der anderen lindern, Menschen beistehen, wie etwa die Johanniter, die  hier im Tal tätig sind.

Jesus kommt nach Dernau – das war die Idee.
Er will weder zum Bürgermeister, noch in die Winzergenossenschaft, noch in die Kirche hier.

Er will dorthin, wo Menschen leiden und wo die kleine Tat der Liebe das Leben und das Leiden leichter macht.

Auf dem Dernauer Dorfplatz steht ein Esel. Dort hat unser Gottesdienst zum Palmsonntag begonnen, denn da war doch etwas mit einem Esel.

Hier die Einladung zur Prozession: Meine Lieblingsrolle: der Esel.

Wenn ich mir eine Rolle in der Passionsgeschichte aussuchen müsste, wüsste ich wohl, welche ich gern spielen möchte: die des Esels, auf dem Jesus in die Stadt reitet.

In unseren Breiten gibt es das Wort vom „dummen Esel“ – eine Bezeichnung, die wir im Orient nie hören würden – dort werden die Esel wegen ihrer Orientierungsgabe sehr geschätzt, so daß keine Karawane ohne Esel loszieht. Ein Esel findet den Weg, den er einmal gegangen ist, mit absoluter Sicherheit wieder, sogar nachts, sogar noch nach Jahren. Aber das allein ist nicht der Grund meiner Auswahl.

Mich fasziniert immer wieder, wenn ich das Evangelium des Palmsonntags höre, das Wort „Der Herr braucht ihn!“ Ο κύριος steht da im griechichen Text, Kyrios, das ist der Titel des auferstandenen Christus – da leuchtet in dieser Szene am Anfang dieser Woche schon das Ende auf.

Vom Herrn gebraucht, aber nicht verbraucht zu werden – das spüre ich schon als Sehnsucht in mir.

Wir könnten heute damit anfangen. Wie sähe unsere Welt aus, wenn alle, die an diesem Palmsonntag einen Palmzweig zur Erinnerung an die Ereignisse in Jerusalem mit nach Hause nehmen, zu wahren Zeugen Jesu, zu Zeugen dieses Kyrios, zu Zeugen dieses Friedenskönigs würden?
Wenn wir alle verwirklichen würden, was wir in einem alten Kirchenlied singen. „Laß uns den Haß, das bittre Leid fortlieben aus der dunklen Zeit!
Ich bleibe dabei, die Rolle des Esels stände uns allen gut an –  denn der Herr braucht uns.


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