Ich gestehe: ich habe Angst vor dem Kulturschock. Jetzt bin ich 14 Tage auf der Insel und habe mich an das Leben hier gewöhnt: keine Autos, kein Lärm, nur das Klappern der Pferdehufe. Keine Hektik, das Leben wird entschleunigt und muss sich den Gezeiten des Meeres anpassen. Ich liebe es, in der Domäne Loog zu sitzen und bei einem Pott Tee auf die Weite der Salzwiesen, des Watts und des Wassers je nach Tageszeit schauen. In den zwei Wochen habe ich die Reste der Schafskälte erlebt und ich bin im Pullover am Strand entlang gelaufen. Die letzten Tage waren schweißtreibend und am Abend war ich dankbar für die frische Brise, die vom Meer herüber wehte. „Wo geht’s heute hin“, die Frage, die oft am Anfang eines Urlaubstages steht, war schnell beantwortet: entweder per Fahrrad nach Osten zum Flugplatz oder nach Westen zur Domäne Bill. Und dann zu Fuß weiter. Mal kam der Wind von vorne, mal gab einem der Wind zusätzliche Schubkraft.
Ich habe die Tage genossen – und morgen soll ich wieder aufs Festland und dann auch noch nach Berlin. Ich fürchte, es wird ein Kulturschock werden und ich werde mich zurücksehnen auf die 500 Meter zwischen Sandstrand und Wattenmeer. Heute morgen habe ich den Menschen im Gottesdienst von der Maus Frederik erzählt, die im Sommer fleißig Sonnenstrahlen, Farben und Worte für die grauen Wintertage gesammelt hatte. Vorräte, die wir in der Vorratskammer unserer Seele sammeln. Vorräte, denen Rost und Motten nichts anhaben können. (vgl. Matthäus-Evangelium 6 Kapitel 19,Vers)
Ich hoffe, ich habe meine Vorratskammer in den letzten beiden Wochen gut aufgefüllt. Dann will ich es auch gerne für ein paar Tage mit Berlin versuchen, wo ich halb dienstlich, halb privat hin muss. Doch ein bißchen Angst bleibt doch.
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