Wenn jeder gibt, was er hat, dann werden alle satt, heißt es in einem modernen Kinderlied. Die Kleinen lernen es schon im Kindergarten: wenn jeder mit den anderen teilt, bekommen alle etwas mit.
Aber so einfach ist die Situation nicht in dieser abgelegenen Gegend, wohin die Menschen Jesus zu Tausenden gefolgt sind. Sie hatten die Zuwendung des Herrn erfahren, sie hatten erlebt, der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Am Abend stellt sich dann doch der leibliche Hunger ein. Wie sollen sie satt werden?
Schick doch die Menschen weg, ist der erste Lösungsvorschlag der Apostel. Durchaus intelligent auf den ersten Blick. So sind wir Menschen oft: wir erstellen Aktionspläne, die von anderen etwas verlangen und einen selbst aus dem Spiel halten. Die sollen gehen, damit wir Ruhe haben.
Die Antwort, die Jesus gibt, verblüfft: Sie brauchen nicht wegzugehen. Gebt ihr ihnen zu essen! Die Jünger können sich nicht raushalten und innerlich davon stehlen. Sie müssen überlegen, was die Menschen zum Leben brauchen und dies ihnen geben. Einfach nur gute Ratschläge oder Verweis auf die Hilfe anderer ist nicht angesagt. Wir kennen das: oft wird Nächstenliebe organisiert, von den Profis, die das gelernt haben, von Organisationen, die dafür das Know-how besitzen. Aber hier sind wir selbst gefragt: Gebt ihr ihnen zu essen.
Die Reaktion der Jünger ist typisch auch für viele Zeitgenossen heute: „Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische bei uns“, D.h. im Klartext: wir haben zu wenig.
Sie starren auf das Defizit! Wir haben nur fünf Brote und zwei Fische. Wir haben zu wenig von diesem oder jenem. Das wird nicht reichen. Das schaffen wir nicht. Und wie die Ausreden alle heißen.
Aber Jesus lässt sich nicht beirren: „Bringt sie her!“ Drei Worte schaffen dem Wunder Raum.
Bringt her, was Ihr habt – an Gaben und Begabungen, an Zeit, an Fähigkeiten. Denkt nicht daran, dass es wieder mal nicht reichen könnte, das frustriert nur.
Bringt her, was Ihr habt – unter den Händen des Herrn wird soviel daraus, dass alle satt werden.
Wann habe ich das letzte Mal herbeigebracht, was ich habe, statt aufzurechnen, was fehlt? In der Hektik des Alltags übersehe ich ganz schnell das, was ich besitze, und wenn es nur fünf Brote und zwei Fische sind. Im Reich Gottes kann daraus schnell Überfluss werden.