„Dialog in der Kirche“ ist zur Zeit an vielen Orten Thema. Die einen freut es, die anderen fürchten den Dialog wie der Teufel das Weihwasser, weil sie befürchten, das Wesentliche des Glaubens werde im Dialog verwässert. Man setzt lieber auf die Einbahnstrasse lehramtlicher Verkündigung. Auch wir in Bonn stehen mitten in einem Dialogprozess.
Da ist interessant, einmal nachzuschauen, was die Päpste zu diesem Thema gesagt haben. Es hat mich verwundert und gefreut zugleich. Schon Paul VI. sagte 1964 in seiner ersten : „Die Kirche muss zu einem Dialog mit der Welt kommen, in der sie nun einmal lebt. Die Kirche macht sich selbst zum Wort, zur Botschaft, zum Dialog.“ Für ihn ist der Dialog die Weise der Annäherung an die Welt:„Bevor man die Welt bekehrt, oder vielmehr um sie zu bekehren, muss man sich ihr nahen und mit ihr sprechen.“
Der Dialog unterscheidet sich wesentlich von der Diskussion. – „Diskussion“, das Wort bedeutet im lateinischen ursprünglich: Zerschlagen, zertrümmern, zerspalten, zersprengen. Diskussionen haben die Tendenz, Dinge zu zerschlagen oder zu zergliedern, selbst wenn sie mit dem Ziel begonnen werden, Gemeinsamkeit herzustellen. Es geht letztlich darum, sich durchzusetzen, zu punkten, zu brillieren und mit der eigenen Meinung zu „gewinnen“. Im Gegensatz dazu stellt der Dialog den Versuch dar, das Potential aller Beteiligten zu nutzen, von Herzen zu sprechen, zuzuhören und den Redebeiträgen der anderen mit Respekt zu begegnen. Deshalb gehört zu einem fruchtbaren Dialog die Bereitschaft, aufeinander zu hören, einander zu verstehen, voneinander zu lernen und einander zu begegnen. Für unseren jetztigen Papst heißt Dialog „Brücken bauen“.
Als Papst Johannes Paul II. 1998 vor den österreichischen Bischöfen über den anstehenden Dialog in der österreichischen Kirche sprach, sagte er: „Wird der Dialog nach innen überzeugend geführt, bleibt auch seine Wirkung nach außen nicht aus. So ist der Dialog ein pastorales Mittel und dient der Evangelisierung. Denn einen Dialog mit Profil wird es an Strahlkraft nicht mangeln.“ – Ich wünsche mir auch für unsere Stadt einen Dialog mit Profil. Wenn wir auf den anderen hören, wenn wir uns selbst im persönlichen Zeugnis öffnen und bereit sind, den Ausgang des Dialogs Gott zu überlassen, dann kann es uns gelingen.
Angst habe ich dabei nicht. Vielmehr fühle ich mich von dem seligen Johannes Paul ermutigt, der den österreichischen Bischöfen zurief: Gebt den Dialog nicht auf!
Meine Predigt zu dem Thema – Text hier: hier–