Gott kommt auf uns zu! – Steine auf dem Weg nach Brothausen – Predigt am 2.Advent

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Zwölf Aufgaben sollte der Götter Sohn Herkules erfolgreich erledigen, damit er unsterblicher Gott des Olymp werden konnte. Eine dieser Aufgaben, die fünfte Heldentat, war das Ausmisten des Stalls des Augias in einem Tag. Eine kaum zu schaffende, zudem auch wenig ehrenvolle, ja fast schon demütigende Arbeit. Der Stall Königs Augias beherbergte 3000 Rinder und war 30 Jahre nicht gesäubert worden. Es muss zum Himmel gestunken haben! Eine wahre Herkules-Aufgabe.
Herkules riss die Mauern des Stalles ein und leitete zwei in der Nähe fließende Flüsse durch einen Kanal hindurch und ließ sie so den Mist wegspülen.
Das Ausmisten eines Augias Stall ist nicht nur ein in der politischen Diskussion gern gebrauchtes Bild, es lässt sich auch auf unser ganz persönliches Leben anwenden. Hat sich da nicht manchmal auch viel Mist in unserem Lebenshaus angesammelt? Was machen wir mit all dem Müll unseres Lebens? Und sind wir uns selbst nicht manchmal auch zu fein, um selbst Hand anzulegen, um unser Lebenshaus zu säubern? Wo ist das lebendige Wasser, das den Dreck herausspült?
Auf dem Weg nach Brothausen, der unseren Advent bestimmt, liegt hier vorne in unseren Szene des Krippenweges kein Müll, sondern Steine, die den Weg fast unbegehbar machen.
Steine – ein anderes Bild für das, was mich hindert, wie der Müll ein Bild für das, was in meinem Leben nicht in Ordnung ist.
„Bereitet dem Herrn den Weg!“ – hat uns Prophet Jesaja im Evangelium zugerufen.  Georg Friedrich Händel vertont in seinem Messias die englische Fassung „baut in der Wüste einen Highway für unseren Gott“, eine Schnellstraße, auf der er zu uns und wir zu ihm gelangen können.
Aber dies hier ist keine Schnellstraße, sondern ein steiniger Weg, auf dem man nur langsam vorankommt. Wir müssen die Steine aus dem Weg räumen.
Bleiben wir etwas bei diesem Bild: Wie sieht mein Weg nach Brothausen aus? Gleicht er eher einem Highway oder eher einem unwegsamen Stolperpfad, was hat sich da auch alles an Müll angesammelt?
Wenn wir ehrlich sind, müssen wir sagen, es sind Steine, die wir selbst auf den Weg gelegt haben, kleine und große, runde und kantige. Die Hindernisse kommen von unserer Seite. Berge von Sorgen türmen wir auf, und Abgründe in uns stehen zwischen uns und dem Heil, das Gott uns schenken will.
Es gilt, die Steine anzuschauen, die auf meinem Lebensweg liegen, die mich am Vorankommen hindern, jeden Schritt mit Schmerzen verbinden. Je genauer ich hinschaue, je besser kann ich sie benennen. Vielleicht trägt einer den Namen Stolz, ein anderer Eifersucht, einer vielleicht „Ruhelos“, oder „Workaholic“, oder „Faul und Bequem“, vielleicht „Geiz“, oder „Egoismus“. Es gibt viele Bezeichnungen.
Man könnte meinen, es sei besser, einen anderen Weg zu nehmen als den, der übersät ist mit den Steinen meiner Biografie. Aber wir werden diese Steine überall wieder finden, wenn wir sie nicht liebevoll einsammeln, anschauen und zur Seite legen.
Die Steine erzählen von meinem Leben. Sie stehen für meine Eigenschaften, für Dinge, die mich stören, für Menschen, die mich hindern, für Umstände, die mich blockieren, für Abhängigkeiten, die mich in den Bann ziehen. Ich will sie nicht verteufeln! Weil sie zu meiner Geschichte gehören, kann ich sie liebevoll anschauen, und überlegen, was ich tun muss, damit sie mich nicht weiter vom Vorankommen abhalten.
Immer besteht dabei die Gefahr, dass wir die Schuld bei anderen suchen, bei Mitmenschen, bei der Umwelt, bei den gesellschaftlichen Gegebenheiten.
In unserer Szene hier vorne steht wie am vergangenen Sonntag der Brotteller im Vordergrund. Wenn Sie näher herantreten und hineinschauen, dann haben Sie den wahren Schuldigen gesehen: Sie selbst sind es!
Als der Prophet Natan zu König David gesandt wird, um ihm seine bösen Taten vor Augen zu führen, fragt der ihn entsetzt: „Wer ist der Mensch, der das alles getan hat?“ und der Prophet muss ihm sagen: „Du selbst bist dieser Mensch!“
Es gehört mit zur Ehrlichkeit dieser Zeit, die Schuld nicht nur bei anderen suchen, sondern auch bei sich selbst nach den Ursachen zu forschen, die einen hindern den Weg nach Brothausen zu gehen.
Nun könnte man angesichts eines ehrlichen Blick in das eigene Leben vielleicht auch verzweifeln. So wie das Volk Israel im babylonischen Exil, wo jeder einzelne am eigenen Leib erfahren musste, wohin die Untreue des Volkes Gott gegenüber geführt hat.
Jeder einzelne im Volk Israel ist mit Schuld an dieser Situation, aber es gibt ein Hoffnungszeichen! Der Prophet Baruch verkündet es seinem Volk: Gott hat an euch gedacht! Er kommt auf euch zu. Er bringt euch heim, ehrenvoll getragen wie in einer königlichen Sänfte!
Im Neuen Testament wird uns ein ähnliches Bild geschildert: als der verlorene Sohn nach Hause zurückkehrt, kommt der barmherzige Vater ihm entgegen, und noch bevor er ein Wort sagen kann, nimmt ihn der Vater in seine Arme!
Welch ein Trost: während wir noch mit den Steinen auf dem Weg oder dem Müll in unserem Haus beschäftigt sind, kommt Gott auf uns zu!
„Gott führt Israel heim in Freude, im Licht seiner Herrlichkeit; Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm.“ – so das Resümee des Propheten Baruch.
Der zweite Advent lädt uns ein, die Steine, den Mist unseres Lebens ehrlich anzuschauen, und beiseite zu räumen. Die Kirche selbst bietet uns das lebendige Wasser des Buß- Sakramentes an, das uns hilft, das Haus unseres Lebens auszumisten und das so viel Kraft hat auch die Steine beiseite zu räumen. Gott selbst ist es, der uns darin entgegen kommen will, Erbarmen und Gerechtigkeit kommen von ihm.

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