Man muss schon zweimal in den Kalender schauen heute: zuerst Festlicher Gottesdienst am Dreikönigstag und anschließend Prinzenproklamation. Passt das denn zusammen? Sind die Kronen, die die Könige vor dem Kind in der Krippe niederlegen, und die Prinzenmütze des Prinzen Karneval nicht etwas total Gegensätzliches? Ein Blick in die Kulturgeschichte zeigt, dass es Verbindendes gibt.
Die franzöische Bäckerei an der Ecke verkauft heute Galette des Rois, Königskuchen. Eingebacken in den Blätterteig eine kleine Porzellanfigur, Fève (dicke Bohne) genannt. Wer in seinem Kuchenstück die Figur (oder eine Bohne) findet, wird mit einer Pappkrone gekrönt und ist König für einen Tag.
Den Brauch kennt man nicht nur in Frankreich, auch bei uns wurde und wird in diesen Tagen um das Dreikönigsfest der Bohnenkönig ausgerufen.Seit dem 13.Jahrhundert ist dies überliefert. Der Bohnenkönig suchte sich nicht nur eine Königin, sondern versammelte um sich einen närrischen Hofstaat. Wenn der König trank, mussten alle rufen, der König trinkt! Ein Motiv, das auch in der Kunst seine Darstellungen fand.
Vom Bohnenkönig, dem „König auf Zeit“, ist es nur ein kleiner Schritt zum Narrenherrscher auf Zeit, der heute gemeinhin als „Prinz Karneval“ bezeichnet wird. Viele Elemente, die den alten Brauch des Königsspiels bestimmten, hat sich bis heute in den Gepflogenheiten des Karnevals erhalten. Nicht nur der närrische Hofstaat, der den Prinzen umgibt, auch die festen Regeln, nach denen gespielt wurde und heute auch gespielt wird. Da durfte man keine Fehler machen. Da darf man keine Fehler machen.
Verlorengegangen ist der Bezug zum Dreikönigsfest – obwohl vielerorts das Fest den Beginn des Sitzungskarnevals markiert. An der Bonner Stadtkrippe im Bonner Münster gibt es den Bezug noch. Hier kommen die Tollitäten im Schlepptau der Drei Könige zum Kind in der Krippe – wohlwissend, dass ihre Herrschaft endlich ist. Heute geht’s los – am Aschermittwoch ist alles vorbei.