„Altius, citius, fortius“ (höher, schneller, weiter (eigentlich stärker)), das Motto der neuzeitlichen Olympiade hat die Menschheit schon immer beflügelt. Oft ist damit allerdings auch der Versuch verbunden, die Grenzen, die uns der Schöpfer gesetzt hat, zu überwinden und selbst an die Stelle Gottes zu treten. Die Bibel erzählt von dem gescheiterten Versuch beim Turmbau zu Babel, als die Menschen einen Turm bauen wollen, der bis an den Himmel reichen sollte. (Bibel Buch Genesis Kapitel 11) Der jüdische Talmud weiß, dass man beim Bau mehr weinte um einen Stein, der herunterfiel, als um einen Menschen, der dabei verletzt oder getötet wurde. Bald schon stand man vor dem Scherbenhaufen seiner Bemühungen. Auch die Geschichte der Gotik kennt einen solchen Versuch der Grenzüberschreitung: in Beauvais wollte man die größte Kathedrale bauen, größer, höher als alle bekannten gotischen Kathedralen. Auch hier scheiterte der Mensch mit seinem Stolz. Übrig bleibt ein Torso, der uns durch die Jahrhunderte hindurch mahnt, demütig zu sein, dass heißt, die Grenzen anzuerkennen, die uns der Schöpfer gesetzt hat.
Die Kathedrale von Beauvais bleibt unvollendet
Das Langhaus fehlt. Stattdessen steht dort noch der alte karolingische Vorgängerbau
Auch heute noch notwendig: riesige Stützen
Schon gewaltig: Gewölbe des Chors
Die Schöpfung – der Schöpfer und sein Geschöpf. Wandteppich aus dem 20.Jahrhdt. in der Tapisserie neben der Kathedrale