Comics im Mittelalter

Als Kinder war uns die „Lektüre“ von Comics verboten. Die bunten Bildergeschichten seien gedacht für Lesefaule oder Analphabeten, hieß es. Asterix und Co. mit ihren durchaus geistreichen Dialogen kannte unser Lehrer noch nicht. Im Mittelalter, als nur ganz wenige Menschen des Lesens kundig waren, waren unsere Kirchen übersät mit Bildergeschichten, der sogenannten „Bibel für die Armen“. Hier wurde den Menschen biblische Geschichte anschaulich nahe gebracht. Aber sie lernten nicht nur fromme Dinge, auch ganz Alltägliches fanden sie in den Darstellungen an den Kathedralen wieder. Uns müssen die Bilder heute wieder erschlossen werden. In der Bilderflut der Gegenwart haben wir das richtige Schauen verlernt.

20130724-180216.jpg Passionsfenster in Laon – Getsemani – „Konntet Ihr nicht eine Stunde mit mir wachen!“

20130724-180341.jpg Die Ochsen am Turm der Kathedrale von Laon – die Leistung von Mensch und Tier bei der Erbauung eines solchen Bauwerks

20130724-180535.jpg Auferstehung Christi – Wandgemälde in der Kathedrale von Noyon. Mehrere Szenen in einem Bild.

20130724-180723.jpg Christus, der Weltenrichter. Das Gericht gibt dem ganzen Leben eine Struktur. Unser Reden und Tun versinkt nicht im Nichts. Kathedrale von St. Denis

20130724-180854.jpg Unser Leben auf der Waage. Gewogen und hoffentlich nicht zu leicht befunden. Kathedrale von Amiens

20130724-181018.jpg Der Gerechte ohne Angst – geborgen in Abrahams Schoss. Kathedrale von St. Denis

20130724-181209.jpg Predigt des Hl. Firminius. Kathedrale von Amiens

20130724-181259.jpg Bei einer Predigt hört man zu und schläft nicht ein.

Antidepressive Architektur

Wer erinnert sich nicht an den Hype, der um das Jahr 2000 gemacht wurde. Was wurde uns nicht alles prophezeit bis hin zum Weltuntergang. Beim ersten Jahrtausendwechsel war es nicht anders. Die 1000 Jahre der Apokalypse (Offenbarung des Johannes Kapitel 20) gingen zu Ende und angesichts der Naturkatastrophen und Seuchen schienen sich die biblischen Worte zu erfüllen. Es herrschte Weltuntergangsstimmung. Zur gleichen Zeit begannen die Menschen große Kathedralen zu bauen. Steinerne Bollwerke gegen das Böse, ein Abbild des himmlischen Jerusalem auf Erden. Ein Mittel gegen die depressive Stimmung, denn große Kirchen baut man nicht für den Untergang, sondern für die Zukunft. Die, die sie begannen, erlebten selten ihre Vollendung. Antoine de Saint-Exupéry sagt: „Ein Steinhaufen hört auf, ein Steinhaufen zu sein, sobald ein einziger Mensch ihn betrachtet, der das Bild einer Kathedrale in sich trägt.“

Kirche von Morienval und Kathedrale von Noyon

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