Israel III: Unterirdisch

Ich war schon oft in Jerusalem, aber die Höhle des Salomon, wie das Plakat am Eingang etwas reißerisch verkündet, habe ich bisher gemieden. Irgendsoein Touristen-Nepp – war meine Vermutung. Heute wurde ich eines Besseren belehrt: die Höhle ist mindestens 2000 Jahre alt, wenn nicht sogar noch 1000 Jahre älter. Auf jeden Fall wurde sie seit dem Bau des herodianischen Tempels im ersten vorchristlichen Jahrhundert und bis ins 16.Jahrhundert nach Christus als Steinbruch benutzt. Andere Quellen glauben sogar, dass schon König Salomon die Steine des Steinbruchs für seinen Tempel- und Palastbau verwendet hat.
Der Zugang zur Höhle befindet sich östlich des Damaskus-Tores. 230 m weit reicht sie unter der Altstadt-Mauer hinein ins moslemische Viertel. Die größte Halle ist 100m breit und die durchschnittliche Höhe mißt 15 m.
Als sie im 19.Jahrhundert entdeckt wurde, haben die Freimaurer sie mit König Salomon in Verbindung gebracht. Für sie war der Herrscher der erste Freimaurer. Sie nutzten die Höhle für ihre Feierlichkeiten.
Die Legende berichtet von einem anderen Namensgeber: König Zedekiah versuchte während der Belagerung der Stadt durch die Höhle zu fliehen. Er wurde aber gefangengenommen und seine Söhne wurden vor seinen Augen umgebracht. Er selbst wurde geblendet. (Nachzulesen im 2.Buch der Könige Kapitel 25) Wenn wundert es da, dass das Wasser, das aus einer Quelle herabtropft als „Zedekiahs Tränen“ identifiziert wird.
An einigen Stellen sieht man heute noch im Fels die Ansätze der Blöcke, die man hier aus dem Kalkstein gebrochen hat und man erinnert sich an die großen Blöcke der Klagemauer. Und wenn man der anderen Theorie folgt wird plötzlich das erste Buch der Könige (Kapitel 5, Vers 31) lebendig: „ Der König ließ mächtige, kostbare Steine brechen, um mit Quadern das Fundament des Tempels zu legen.“
So schließt sich am letzten Tag in Jerusalem ein Kreis: vieles, was man oberirdisch in vielfältiger Architektur bestaunt hat, stammt aus diesem Steinbruch – sozusagen vor der Haustür.