Ausschau halten nach dem Himmel

Martin Schongauer / Museeum Unterlinden

Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? (Apg 1,6-11)
Ihr Männer und Frauen von Hönningen (setzen Sie hier gerne Ihren Ortsnamen ein), was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor.
Wer nur zum Himmel empor schaut, verliert den Kontakt zur Erde und muss sich nicht wundern, wenn er strauchelt und fällt. Wer nur nach oben blickt, verliert den Blick für das, was unter seinen Füßen liegt – das Leben, die Verantwortung, die Menschen. Wer nur zum Himmel empor schaut an diesem Tag, versteht nicht, um was es geht.
Es sind die Engel und der Herr selbst, die unseren Blick wieder auf die Erde lenken.
Zwei Worte und eine Einladung werden uns heute mitgegeben:

1.) Zusage: Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt.
„Ich bin bei Dir“ – wenn ich dieses Wort von einem Menschen höre, dann gibt es mir Kraft. Ich bin bei Dir – wenn das ein Mensch zu einem anderen sagt, dann fühlt der Adressat sich nicht mehr allein, auch wenn er allein ist. Dann weiß er, auch wenn ich diese Situation allein bestehen muss – es ist jemand in Gedanken, es ist jemand mit dem Herzen bei mir.
Ich bin bei Dir, so sagt es die Mutter dem Kind, wenn es zur Schule geht, um sich einer Prüfung zu stellen.
Ich bin bei Dir, so spricht der Partner zur Partnerin, wenn sie zu einer wichtigen Untersuchung geht.
Ich bin bei dir, so versichert der Freund dem Freund, wenn er weiß, dass er sich einer besonderen Herausforderung stellen muss.

Das gehört zu unseren Erfahrungen. Wir wissen alle, wie gut ein solches Wort tut! Sie alles haben das am eigenen Leib  erfahren; dass da Menschen waren, die Ihnen gesagt haben: “Ich bin bei Dir“.
Hier aber sagt das nicht irgendein Mensch, auch nicht der Liebste unter den Menschen, den wir haben. Hier sagt das der auferstandene Herr, der auf eine ganze andere Weise gegenwärtig ist wie das bei Menschen der Fall ist. Es ist das letzte Wort des Matthäus-Evangeliums – ein Schlussakkord, der nie verklingt bis ans Ende der Welt.
Auch wenn es uns manchmal schwerfällt, es zu glauben. Es ist ein gutes Wort, das uns gilt: Ihr Männer und Frauen von (Ihr Ortsname), was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor. Ich bin bei Euch bis ans Ende der Welt.

2.) Verheißung: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.
Es bleibt nicht bei der Zusage. Gott weiß um unsere Defizite und Unfähigkeiten. Deshalb sollen wir Kraft erhalten. Die Kraft des Heiligen Geistes. Doch der Geist will mehr, als nur unsere Schwächen und Defizite ausgleichen und uns Kompetenz zu geben.
Das deutsche Wort „Kraft“ ist mir fast schon zu kraftlos, das griechische Wort „Dynamis“, Dynamik ist ausdrucksvoller.
Der Heilige Geist soll Dynamik in unser Leben bringen, Bewegung, Schwung, Aufschwung.
Das können wir alle gebrauchen – besonders dann wenn uns die körperlichen Kräfte verlassen, wenn das, was von uns verlangt wird, fast schon übermenschlich zu sein scheint.

Die Verheißung Jesu hat sich für die meisten von uns erfüllt: Wir sind gefirmt; wir haben die Dynamik des Geistes empfangen. Aber was haben wir daraus gemacht?
Spüren wir diese Kraft noch? Oder ist sie unter Alltagsstaub und Sorgen verschüttet?
Vertraue ich auf die Dynamik des Geistes Gottes in meinem Leben; oder folge ich lieber dem Geist einer Partei, der öffentlichen Meinung, dem Geist des Erfolgs und was es sonst noch für Geister gibt.
Wer auf den Geist Gottes vertraut, muss wissen, dass der nicht daher kommt wie ein laues Lüftchen, sondern wie ein gewaltiger Sturm. Also: verbarrikadieren wir nicht wie die Apostel am Pfingstmorgen unser Lebenshaus wenn es gilt der Dynamik des Geistes Jesus Einlass zu gewähren.
Ihr Männer und Frauen von (Ihr Ortsname), was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor. Vertraut mir: ich schicke euch die Kraft des Geistes.

3.) Und noch eine Einladung
Wer immer nur auf den Himmel starrt, verpasst ihn auf der Erde. Manchmal sagt ein Mensch zu einem anderen: „Du bist für mich der Himmel“ oder wenn es uns irgendwo ganz gut geht „Das ist für mich der Himmel auf Erden“.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es den Himmel auch auf Erden gibt – nicht immer und überall. Aber immer wieder. Seit dem Tag als Gott Mensch wurde und der Himmel über Bethlehem offen war.

Tabernakel Hönningen

Heute möchte ich Sie einladen, Ausschau zu halten nach dem Stück Himmel auch auf Ihrer Erde, in Ihrem Leben – gerade auch in den Momenten, in denen wir meinen, der Himmel bleibe für uns verschlossen.
Manchmal ist es nur so ein kleiner Funke, ein wenig Farbe im grauen Alltag, das uns aber hoffen lässt, dass da noch mehr ist: Ein Lächeln, ein Lachen, ein gutes Wort, eine helfende Hand, ein Augenblick der Zufriedenheit – kleine Zeichen, die den Himmel aufscheinen lassen. Das immer wieder zu entdecken, wahrzunehmen und daraus Kraft zu schöpfen – dazu lädt uns der Festtag ein.

Bleiben wir also auf der Erde – mit festem Stand, getragen von der Zusage: ‚Ich bin bei Euch alle Tage‘.
Gestärkt durch die Dynamik des Geistes.
Und mit offenen Augen – für den Himmel auf dieser Erde, der immer wieder mitten unter uns aufleuchtet.

Predigt an Christi Himmelfahrt in Rech und Hönningen an der Ahr.

Nur ein Zubrot – aber immerhin

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Eines meiner Lieblingskapitel des Neuen Testament ist das 21.Kapitel des Johannes-Evangeliums. In den Versen  1-14 wird berichtet von den Jüngern, die meinen, in die Vergangenheit zurückkehren zu können. „Habt Ihr nicht etwas zu essen“, fragt sie ein Unbekannter am Ufer des See Genezareth. Was es damit auf sich hat, beantwortet der Videoclip aus dem Jahre 2018.

Wenn der Berg predigt

Am 1. Mai eröffnet der Eifelverein Dernau die Wandersaison mit einem Fest auf dem Krausberg. Es beginnt traditionell mit einer Messe in der Kathedrale aus Bäumen. Wir wurden erinnerst an ein Wort von Rabindranath Tagore „„Wer Bäume setzt, obwohl er weiß, dass er nie in ihrem Schatten sitzen wird, hat zumindestens angefangen, den Sinn des Lebens zu begreifen“.
Die Predigt im Gottesdienst hielt der Krausberg:

Ich möchte heute diesen Ort sprechen lassen. Vielleicht hat er uns etwas zu sagen über diese Stunde hinaus.

Berg

 Wir stehen auf einem Berg. Berge haben die Menschen schon immer fasziniert. Nicht nur die Berge der Alpen und des Himalaya-Gebirges. Auch die Berge in unserer Heimat waren oft schon in keltischer und römischer Zeit besondere Orte.

Wer einen Berg besteigt, verläßt den Alltag des Tals. Je höher man steigt, je kleiner wird das, was man zurücklässt: die Häuser, hier die Weinberge, die Menschen. Vieles, was uns unten im Tal aufgrund seiner Größe Respekt abverlangt, verliert von hier oben gesehen an Bedeutung.

Interessant ist, dass in der Bibel die Berge Orte waren, wo Menschen auf besondere Weise Gott erfuhren: Mose steigt auf einen Berg und empfängt die 10 Gebote, Jesus wird auf einem Berg verklärt und immer wieder hört man von Jesus, dass er sich auf einen Berg zurückzieht, bevor er etwas entscheidet –  zum Beispiel die 12 Apostel auswählt.

Wer einen Berg besteigt, dessen Horizont erweitert sich. Plötzlich kann man weit sehen, man sieht Orte, man sieht Gegenden, auf die man vom Tal aus nicht schauen kann. Vom Krausberg-Turm kann man bei entsprechender Witterung sogar den Kölner Dom sehen. Für uns mag das nichts Besonderes sein, aber für Menschen früherer Generationen, die in der Enge des Tales aufwuchsen, waren das ganz neue Horizonte.

Berge sind nicht selten auch Orte der Einsamkeit, Orte, die helfen, nachzudenken, neue Einsichten und Aussichten zu gewinnen.

Aber wir haben nicht immer die Zeit und die Gelegenheit, einen Berg zu besteigen.
In der Hektik unseres alltäglichen Lebens, in einer Zeit, wo wir immer und überall erreichbar sind, wo es scheint, dass wir die ganze Welt im Handy in unserer Hosentasche tragen, könnte es uns manchmal gut tun, wenn wir uns wenigstens innerlich auf einem Berg zurückziehen, wenn wir uns um genau das bemühen, was der Berg uns schenkt, Abstand vom Alltag,
eine Stimmung, in der die alltäglichen Sorgen in den Hintergrund treten, eine Möglichkeit unseren Blick zu weiten, gelassen auf unser Leben zu schauen.
Der Krausberg ruft uns heute zu: schafft euch solche Momente, damit ihr im Alltag nicht untergeht.

Gehen

Rafal Chudoba/pixabay

Einen Berg besteigen kann man nur indem man geht. Sie werden sagen, das ist eine Binsenweisheit. Trotzdem veranlasst sie mich, über das Gehen nachzudenken.
Das Gehen ist die wichtigste Bewegung im menschlichen Leben. Eltern können davon erzählen, wie wichtig es war als die Kinder ihre ersten Schritte taten und damit eine neue Welt entdecken konnten. Am Ende unseres Lebens gibt es den Moment, wo wir nicht mehr gehen können, sondern getragen werden.

Für unseren verstorbenen Papst Franziskus war das Wort „gehen“ eine ganz wichtige Vokabel. Nur der Mensch, der geht, kann seine Welt erobern, nur der Mensch der geht, erlebt, dass sich mit jedem Schritt die Perspektive ändert.

Der Mensch, der geht, muss bereit sein, sich auf Neues einzulassen. Das Wort: „alles schon einmal dagewesen“ gilt nicht für den, der geht, denn mit jedem Schritt verändert sich die Welt um ihn herum.

Papst Franziskus sprach immer wieder von den sogenannten „Sofa Christen“. Das sind Menschen, die das Leben, die die Welt vom Sofa aus betrachten. Menschen, die oft alles besser wissen, die alles kommentieren, aber die sich selbst nicht engagieren. Menschen, die sich jedem Fort-schritt im wahrsten Sinne des Wortes verweigern, Menschen, deren Leben mit der Zeit so eintönig und staubig wird wie das Sofa, auf dem sie sitzen.

In der katholischen Tradition ist der Mai Monat der Marienmonat. Das Leben Marias, das Leben der Gottesmutter war ein Leben in Bewegung. Angefangen von ihrem Gang zu Elisabeth bis hin zu dem Weg unter das Kreuz.

Nun weiß ich von vielen von Ihnen, dass Sie oft gehen, wandern, dass sie oft unterwegs sind. Wahrscheinlich sind Sie nicht in der Gefahr, ein Sofa Christ zu werden und trotzdem:
lassen Sie Ihr Gehen auch zu einem Bild für Ihre geistige Beweglichkeit werden.

Rainer Sturm/pixelio.de

Gemeinsam

Und ein letzter Gedanke hier auf dem Berg: gehen kann man allein, aber bei höheren Bergen, erst recht bei alpinen Gipfeln ist es nicht angeraten , sich alleine auf den Weg zu machen.

Das gemeinsame Unterwegssein ist für mich auch ein Sinnbild dafür, dass man die wichtigsten Wege im Leben gemeinsam zurücklegt. Und so wie in einer Wandergruppe die Partner wechseln, die neben mir gehen, so wechseln auch in unserem Leben die Menschen, die mit uns gehen. „Ich wünsch, dass einer mit mir geht, der das Leben kennt und es versteht“ heißt es in einem modernen Kirchenlied. Es stimmt, jeder Weg, bei dem einer mitgeht, ist leichter zu gehen.

Vielleicht ist Ihnen das gar nicht so bewusst, wenn sie gemeinsam unterwegs sind, wie wichtig die anderen sind. Nicht mit allen ist man gleich begeistert verbunden. Und doch vereint einen der gleiche Weg.
Deshalb wäre es vielleicht hin und wieder einmal eine schöne Übung , die andern, die mit mir unterwegs sind, einmal in den Blick zu nehmen, dankbar zu sein für ihre Gesellschaft, neugierig zu sein auf ihre Situation, Verständnis zu haben für das, was einzelne mit sich herumtragen.
So wird das gemeinsame Wandern, das viele von Ihnen pflegen, zum Sinnbild dafür wie wir unser Leben besser meistern können: GEMEINSAM.