Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und schaut zum Himmel empor? (Apg 1,6-11)
Ihr Männer und Frauen von Hönningen (setzen Sie hier gerne Ihren Ortsnamen ein), was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor.
Wer nur zum Himmel empor schaut, verliert den Kontakt zur Erde und muss sich nicht wundern, wenn er strauchelt und fällt. Wer nur nach oben blickt, verliert den Blick für das, was unter seinen Füßen liegt – das Leben, die Verantwortung, die Menschen. Wer nur zum Himmel empor schaut an diesem Tag, versteht nicht, um was es geht.
Es sind die Engel und der Herr selbst, die unseren Blick wieder auf die Erde lenken.
Zwei Worte und eine Einladung werden uns heute mitgegeben:
1.) Zusage: Ich bin bei Euch alle Tage bis ans Ende der Welt.
„Ich bin bei Dir“ – wenn ich dieses Wort von einem Menschen höre, dann gibt es mir Kraft. Ich bin bei Dir – wenn das ein Mensch zu einem anderen sagt, dann fühlt der Adressat sich nicht mehr allein, auch wenn er allein ist. Dann weiß er, auch wenn ich diese Situation allein bestehen muss – es ist jemand in Gedanken, es ist jemand mit dem Herzen bei mir.
Ich bin bei Dir, so sagt es die Mutter dem Kind, wenn es zur Schule geht, um sich einer Prüfung zu stellen.
Ich bin bei Dir, so spricht der Partner zur Partnerin, wenn sie zu einer wichtigen Untersuchung geht.
Ich bin bei dir, so versichert der Freund dem Freund, wenn er weiß, dass er sich einer besonderen Herausforderung stellen muss.
Das gehört zu unseren Erfahrungen. Wir wissen alle, wie gut ein solches Wort tut! Sie alles haben das am eigenen Leib erfahren; dass da Menschen waren, die Ihnen gesagt haben: “Ich bin bei Dir“.
Hier aber sagt das nicht irgendein Mensch, auch nicht der Liebste unter den Menschen, den wir haben. Hier sagt das der auferstandene Herr, der auf eine ganze andere Weise gegenwärtig ist wie das bei Menschen der Fall ist. Es ist das letzte Wort des Matthäus-Evangeliums – ein Schlussakkord, der nie verklingt bis ans Ende der Welt.
Auch wenn es uns manchmal schwerfällt, es zu glauben. Es ist ein gutes Wort, das uns gilt: Ihr Männer und Frauen von (Ihr Ortsname), was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor. Ich bin bei Euch bis ans Ende der Welt.
2.) Verheißung: Ihr werdet die Kraft des Heiligen Geistes empfangen.
Es bleibt nicht bei der Zusage. Gott weiß um unsere Defizite und Unfähigkeiten. Deshalb sollen wir Kraft erhalten. Die Kraft des Heiligen Geistes. Doch der Geist will mehr, als nur unsere Schwächen und Defizite ausgleichen und uns Kompetenz zu geben.
Das deutsche Wort „Kraft“ ist mir fast schon zu kraftlos, das griechische Wort „Dynamis“, Dynamik ist ausdrucksvoller.
Der Heilige Geist soll Dynamik in unser Leben bringen, Bewegung, Schwung, Aufschwung.
Das können wir alle gebrauchen – besonders dann wenn uns die körperlichen Kräfte verlassen, wenn das, was von uns verlangt wird, fast schon übermenschlich zu sein scheint.
Die Verheißung Jesu hat sich für die meisten von uns erfüllt: Wir sind gefirmt; wir haben die Dynamik des Geistes empfangen. Aber was haben wir daraus gemacht?
Spüren wir diese Kraft noch? Oder ist sie unter Alltagsstaub und Sorgen verschüttet?
Vertraue ich auf die Dynamik des Geistes Gottes in meinem Leben; oder folge ich lieber dem Geist einer Partei, der öffentlichen Meinung, dem Geist des Erfolgs und was es sonst noch für Geister gibt.
Wer auf den Geist Gottes vertraut, muss wissen, dass der nicht daher kommt wie ein laues Lüftchen, sondern wie ein gewaltiger Sturm. Also: verbarrikadieren wir nicht wie die Apostel am Pfingstmorgen unser Lebenshaus wenn es gilt der Dynamik des Geistes Jesus Einlass zu gewähren.
Ihr Männer und Frauen von (Ihr Ortsname), was steht Ihr da und schaut zum Himmel empor. Vertraut mir: ich schicke euch die Kraft des Geistes.
3.) Und noch eine Einladung
Wer immer nur auf den Himmel starrt, verpasst ihn auf der Erde. Manchmal sagt ein Mensch zu einem anderen: „Du bist für mich der Himmel“ oder wenn es uns irgendwo ganz gut geht „Das ist für mich der Himmel auf Erden“.
Ich bin der festen Überzeugung, dass es den Himmel auch auf Erden gibt – nicht immer und überall. Aber immer wieder. Seit dem Tag als Gott Mensch wurde und der Himmel über Bethlehem offen war.
Heute möchte ich Sie einladen, Ausschau zu halten nach dem Stück Himmel auch auf Ihrer Erde, in Ihrem Leben – gerade auch in den Momenten, in denen wir meinen, der Himmel bleibe für uns verschlossen.
Manchmal ist es nur so ein kleiner Funke, ein wenig Farbe im grauen Alltag, das uns aber hoffen lässt, dass da noch mehr ist: Ein Lächeln, ein Lachen, ein gutes Wort, eine helfende Hand, ein Augenblick der Zufriedenheit – kleine Zeichen, die den Himmel aufscheinen lassen. Das immer wieder zu entdecken, wahrzunehmen und daraus Kraft zu schöpfen – dazu lädt uns der Festtag ein.
Bleiben wir also auf der Erde – mit festem Stand, getragen von der Zusage: ‚Ich bin bei Euch alle Tage‘.
Gestärkt durch die Dynamik des Geistes.
Und mit offenen Augen – für den Himmel auf dieser Erde, der immer wieder mitten unter uns aufleuchtet.
Predigt an Christi Himmelfahrt in Rech und Hönningen an der Ahr.