Eine himmlischere Welt ist eine menschlichere Welt

Am 10. August 2025 feierte die Kolpingfamilie Dernau ihr 60-jähriges Jubiläum – und zugleich die feierliche Einweihung des „Kolpingkellerchens“. Dieser Raum, gegenüber der Kirche gelegen, war bei der Flutkatastrophe 2021 schwer beschädigt worden und konnte dank Hilfe und Solidarität aus ganz Deutschland wiederhergestellt werden. In der Predigt zum Festgottesdienst geht es darum, biblische Hoffnung, die Gedanken seligen Adolph Kolping und die Geschichte des Dorfes zu einer Einladung werden zu lassen, Licht und Zeichen der Hoffnung in einer „taumelnden Welt“ zu sein.


Steht auf und gebt der Welt ein Lebenszeichen.
In jedem von euch brennt dasselbe Licht.
Noch ist es dunkel, doch die Nacht wird weichen.
Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht.“
Diese Worte aus dem Musical „Kolpings Traum“ , das zum 200.Geburtstag Adolph Kolpings im Jahre 2013 entstanden ist, sind mehr als nur ein Lied. Sie sind eine Botschaft – ein Ruf.

Heute treffen sie auf uns:
• Wir feiern das 60-jährige Jubiläum unserer Kolpingfamilie
• und die Einweihung des Kolpingkellerchens.

Das „Kolpingkellerchen“ gegenüber der Kirche ist mehr als ein Raum:
Es erzählt von Zerstörung und Flut, von Hilfe und Solidarität, von Hoffnung und Neubeginn.
Es steht sinnbildlich für unser ganzes Dorf:
Was zerstört war, wächst nach und nach neu. Was dunkel war, wird hell.

Im Evangelium haben wir von einer Situation gehört, die nicht einmalig ist: Jesus sieht die Menschenmenge – hungrig, erschöpft.
„Hungrig und erschöpft“ – vielleicht auch Bild für die Menschen heute.
Sie hungern „nach Frieden, nach Gerechtigkeit, nach einer Mitwelt, in der man das Wasser trinken und die Luft atmen kann, ohne dass sie schaden.“, wie es der Pastoraltheologe Paul Zulehner in einer Rede in dieser Woche in Wien sagte. Sie sind erschöpft, sie leben in einer „taumelnden Welt“.

Jesus sagt damals: „Ich will sie nicht hungrig nach Hause gehen lassen.“ Und fragt die Jünger: „Wieviel Brot habt Ihr?“
Sieben Brote und ein paar Fische – mehr ist nicht da.
Doch Jesus lässt sie teilen und segnet sie. Und es reicht für alle!
Das Wunder beginnt nicht erst bei Gott –
es beginnt dort, wo Menschen ihr Weniges teilen.

Ist das nicht auch die Erfahrung nach der Flut?
• Jeder brachte, was er konnte: Zeit, Kraft, Werkzeuge, Spenden.
• Aus Wenigem wurde viel.
• Mutlosigkeit verwandelte sich in Hoffnung.
Gott wirkt dort, wo Menschen teilen.

Der Theologe, den ich eben zitierte, sagte dazu am Mittwoch: „Christen werden zu Himmelsgeschenken und zu Hoffnungshebammen für die Welt. Eine himmlischere Welt ist eine menschlichere Weltauch in Dernau.

So wird unser Kolpingkellerchen, das heute Nachmittag der Bischof einweiht, zu einem Zeichen für vieles, was wir im Dorf erleben:
• Es ist Solidarität zum Anfassen.
• Es ist Hoffnung zum Greifen.
• Es ist Gemeinschaft, die bleibt.
Auf unser tätiges Christentum kommt’s an … wir müssen es frisch und wohlgemut ins bürgerliche Leben hinaustragen.“ so sprach Kolping schon vor fast 200 Jahren.“
Hier – und in vielen Häusern unseres Dorfes – lebt dieses tätige Christentum.
Nicht nur in der Kirche. Nicht nur in der Liturgie. Sondern im Alltag.

Das Lied, das ich am Anfang zitierte, legt Adolph Kolping diese Worte in den Mund:
Steht auf und gebt der Welt ein Lebenszeichen!“
Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht.
Hier im Altar, in dem Bergkristall ist eine Reliquie von Adolph Kolping. Sie erinnert uns immer wieder, was das bedeutet:
• Nicht stehen bleiben beim Dank.
• Nicht nur unter uns bleiben.
• Hinausgehen – Licht sein – Hoffnung schenken.

Heute feiern wir nicht nur einen Raum oder ein Jubiläum.
Wir feiern die Erfahrung: Gott ist mitten unter uns.
In geteiltem Leid und Freude.
In helfenden Händen.

Und wir hören den Ruf:
Steht auf und gebt der Welt ein Lebenszeichen!
Schenkt der Welt ein menschliches Gesicht.“
• Zeigen wir unser Licht.
• Schenken wir der Welt ein menschliches Gesicht.
• Machen wir die Häuser in unserem Dorf zu Orten, von denen Hoffnung ausgeht.
Dann wird Kolpings Traum weiterleben – hier bei uns, sichtbar für alle.