Woran glaubst Du?

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Der Versuch einer Antwort am Dreifaltigkeitsfest

Am Pfingstmontag wurden in einem ökumenischen Gottesdienst kleine Buttons verteilt mit der Aufschrift „Ich glaube“. Wenn man ihn ansteckte, lief man Gefahr, dass man gefragt wird: Woran glaubst Du? –

Es wäre gewiss interessant, wenn jeder und jede von uns jetzt hier eine Antwort geben würde. Ich bin gewiss, die wenigsten würden das Glaubensbekenntnis aufsagen, die wenigsten würden sagen: ich glaube an den dreifaltigen Gott.
Das heutige Dreifaltigkeitsfest fordert uns heraus, auf die Frage „Woran glaubst du?“ eine Antwort zu geben.

Das erste, was wir wissen müssen ist: „Dreifaltigkeit“ –ist zuerst einmal ein Bild aus der Sprache der Theologen. Thomas von Aquin, der große Theologe des Mittelalters, schrieb im Vorwort zu einem seiner Werke: Was wir von Gott wissen, ist weit weniger als das, was wir von ihm nicht wissen. Er bleibt für uns das Geheimnis.

Versuchen wir, uns Gott trotzdem zu nähern. Beginnen wir bei uns selbst: beim Kreuzzeichen, das wir machen.
Es ist ein Bekenntnis des dreifaltigen Gottes. Aber was bewegt uns dabei? – GlaubensWISSEN, KatechismusWISSEN allein trägt uns nicht.
Unsere Vorstellungen von Gott haben etwas zu tun mit unseren persönlichen Erfahrungen, mit unserer Erziehung, mit unserer ganz persönlichen Glaubensgeschichte.

Wie begegnet Gott mir? wie treffe ich ihn in meinem Leben an?

Martín Alfonso Sierra Ospino/pixabay

1.) Ich entdecke bei mir und anderen – der Mensch braucht Halt, festen Boden unter den Füßen – etwas, was uns trägt und hält, etwas, das nicht so instabil ist wie unsere tägliche Existenz.
Glauben bedeutet: ich habe festen Boden unter den Füßen. Wer glaubt sucht Halt.
Da passt das Wort/Bild vom „Vater“, der uns stehen hilft und der selbst in sich festen Stand hat.
Das Erste Testament spricht im Psalm 131 von der Mutter.
Gott ist für mich Vater und Mutter, eine/r, der mir Halt gibt!

 

2.) Doch der Halt genügt nicht – selbst, wenn ich weiß, wohin ich meine Füße setzen kann, suche ich Menschen, die mir begegnen, die bei mir stehen bleiben, die mit mir gehen.
Wir suchen solche Menschen – Menschen, die uns nicht einen Mantel zuschneiden, in den wir hineinpassen müssen, die Freiheit kennen und geben, die mich sein lassen, wie ich bin oder wie ich sein möchte.

Mir fällt Jesus ein: wie er den Menschen begegnet ist, nicht bedrohend, ermutigend, geduldig mit den Menschen, liebevoll, zärtlich, mit den Menschen unterwegs.
Er ist der „Sohn“. Das Wort meint mehr als die Abstammung (so wie ich der Sohn eines Vaters bin). Es beschreibt jemanden, der von Gott her kommt, der ganz aus der Beziehung zum Vater lebt und für die Menschen da ist.
Gott erfahre ich in Jesus als jemand, der aus der Beziehung zum Vater lebt, der mein Leben geteilt hat und teilt bis hinein in den Tod.

3.) Halt und Begleitung alleine machen es aber auch nicht – es muss noch etwas hinzukommen. Etwas, das, was mich antreibt, was mich drängt, schiebt, bewegt. Ich muss hoffen können, um Zukunft zu haben. Wenn ich unbeweglich bin, lebenslahm, dann geht es mit mir zu Ende.
Hoffen wider alle Hoffnung- ins Dunkle hinein gehen können voller Zuversicht – da spüre ich den Geist, der weht, wo er will, und der uns tiefer in  alles einführt und so uns lebendig erhält. (Joh 16,12-15) Er ist wie ein Wind oder Sturm, der vieles bewegt.
Der Geist (hebr. ruach, griech. pneuma)ist im Deutschen männlich, der Geist. Im Hebräischen weiblich, die Geistin oder die Geisteskraft.
Gott erfahre ich als Geisteskraft, die mich bewegt und vorantreibt.

Es ist der eine Gott, der mir unterschiedlich begegnet!
Sind wir jetzt nicht wieder beim Ausgangspunkt unserer Überlegungen?
Für mich findet die Theologensprache von der Dreifaltigkeit jetzt  Widerhall in meinem Leben.

Meine Erfahrungen mit Gott bestimmen die Bilder, die ich von ihm habe.
So war es auch im alten Israel- man sprach vom „Gott Abrahams, Isaaks, Jakobs“
Der Gott Abrahams – Gott der herausführt, Gott der Verheißung;
Der Gott Isaaks – Gott, der beschützt;
Der Gott Jakobs – Gott, der kämpft und streitet!

Jeder und jede macht sein, macht ihre Erfahrungen – das Bekenntnis des dreifaltigen Gottes ist das, was uns eint.

Für mich ist Gott, der Vater, der uns trägt und erhält;
Gott, der Sohn, der uns begleitet auf unserem Weg; uns Mut macht;
Gott, der Geist, die Geisteskraft, die uns drängt und lebendig erhält.

Das ist mein Versuch, vor dem Hintergrund des heutigen Festes eine Antwort zu geben.
Wie fällt Ihre Antwort aus: wenn man sie fragt, woran glaubst Du?

 

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