Heilige mitten im Alltag

Collage Laurentius - Grablichter

An Allerheiligen schauen wir nicht nur auf Menschen mit Heiligenschein,
sondern auf Männer und Frauen, die mitten im Leben standen.
Heilige, die Computer und Putzeimer in den Händen halten –
und deren Namen längst eingeschrieben sind in Gottes Herz.

Alle Jahre wieder werden die Menschen in unserem Land nach ihren Idolen gefragt. Nach denen, zu denen man aufschaut. Dann liest man die Namen: Sportler, Politiker, Musiker – früher auch einmal Kirchenleute.

Doch der Glanz dieser Vorbilder verblasst schnell. Und wir merken: In diese oberste Liga schaffen es nur wenige. Wer von uns wird schon Olympiasieger, Spitzenpolitiker oder Schlagerstar? Da merken wir schnell:  Es muss gar nicht unser Ziel sein, ihnen gleichzutun.
Ein Heiliger allerdings –  das kann jeder werden!

Heilige sind keine Sonderlinge. Sie waren Menschen wie wir. Jeder von ihnen hat seinen Weg unter den Bedingungen seiner Zeit gelebt. Und sie zeigen uns: Das Evangelium ist wirklich lebbar.

Natürlich kennen wir viele Legenden, die sie übermenschlich erscheinen lassen. Aber ihre wahre Größe lag in den kleinen Dingen. Da wo sie sich nicht anpassten, nicht Schritt hielten mit der Welt, sondern ausstiegen und in die Fußstapfen Jesu traten.
In der Geduld. 
In der Barmherzigkeit. 
In der Treue. 
In der Liebe.

Sie lebten, was Jesus in der Bergpredigt beschrieben hat:
den Kleinen,
den Sanftmütigen,
den Barmherzigen,
denen, die Gerechtigkeit suchen,
denen, die Frieden stiften,
denen gehört das Himmelreich.

Ein Bischof hat einmal gesagt: 
Die Heiligen von heute 
tragen keinen Rost wie Laurentius,
keinen Turm wie Barbara, 
kein Kreuz wie Helena.

Die Heiligen von heute 
tragen einen Computer in den Händen, 
eine Bohrmaschine 
oder einen Putzeimer.

Sie sind heilig in den Büros, 
heilig bei der Arbeit, 
heilig im Haushalt.

Denn bei ihnen klaffen das Wort der Schrift und Leben nicht auseinander. Sie gehören zusammen.
Darum, so schreibt Hilde Domin, sollen die Heiligen auf ihren Sockeln bleiben. 
Sie bleiben der Kinder wegen,“ schreibt sie, „damit es eine Tür gibt, eine schwere Tür für Kinderhände, hinter der das Wunder angefasst werden kann.“
Die Männer und Frauen auf unseren Altären, die wir an diesem Tag verehren, öffnen uns die Tür zu unserer Zukunft. Denn wir glauben, dass ihr Leben nicht im Nichts versunken ist, sondern alles, was ihr Leben ausgemacht, mehr noch: sie selbst sind aufgehoben bei Gott.

Indem wir sie hochschätzen, feiern wir auch unsere eigene Zukunft: 
jenes Leben, das uns erwartet, wenn wir – wie sie – mit der Nachfolge Jesu ernst machen.
Wenn wir heute zum Friedhof gehen, 
stehen wir an den Gräbern vieler solcher Heiligen. 

Menschen, die mit uns gelebt haben. 
Von denen wir sagen: 
Ihr Leben war wertvoll und gut. 
Ihr Leben ist ihnen gelungen.
Sie werden nie in einem Heiligsprechungsprozess genannt werden, 
aber sie sind für uns Vorbild, Leitfigur, Orientierung.

Und vielleicht sind sie gerade die stillen Heiligen, die Gott besonders liebt.
Ihre Namen stehen nicht auf einer Bestenliste, 
aber sie sind eingeschrieben in Gottes Herz.

Foto: privat / Pfarrbriefservice/pixabay.

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