Weihnachten, so sagen wir, kehren die Stunden des Jahres heim.
Ich habe es nachgerechnet: ein Jahr hat 8.760 Stunden. Selbst wenn wir davon ein Drittel verschlafen, werden wir uns kaum an jede Einzelne Stunde erinnern.
Ein paar Highlights dieses Jahres möchte ich doch benennen.
Zuerst aber erinnere ich mich an Menschen, mit denen ich in diesem Jahr unterwegs war: Männer und Frauen in den Gemeinden des Ahrtals, von Heimersheim bis Liers, wo ich immer wieder Gottesdienst gefeiert habe.
Ich denke besonders auch an die Menschen und deren Angehörige, die ich auf ihrem letzten Weg begleitet habe.
Und an die Vielen, die bei den Erlebnissen beteiligt waren:
Für den Rheinländer beginnt das Jahr mit Karneval. Am Karnevalssonntag durfte ich die Bonner Stadtsoldaten in der Rolle des Kurfürsten Clemens August beim traditionellen Sturm auf das Rathaus unterstützen. Wir haben gesiegt und konnten Prinz und Bonna den Weg bereiten. Sie übernahmen den Stadtschlüssel und die Herrschaft bis Aschermittwoch.
In den Tagen danach verzeichnet mein Kalender eine besondere Begegnung: ich konnte meinem Freund Stephan Damiano während seines Deutschlandaufenthalts ein großes Franziskus-Kreuz überreichen und ihm mit auf den Weg geben nach Italien. Es hängt jetzt in der kleinen Kapelle seines Spirituellen Zentrums „Piccolo Castello“in Nottiano in der Nähe von Assisi. Im September war ich sehr berührt als ich es vor Ort anschauen konnte. Es erzählt auch von einer langen Geschichte mit Franziskus und Stephan Damiano.
Über Ostern war ich wieder in meiner fast schon zweiten Heimat, in Jerusalem. Wieder durfte ich die Gemeinschaft der Borromäerinnen von St.Charles in der Karwoche, an den Ostertagen und in der Osterwoche begleiten. Ich habe große Hochachtung vor den Schwestern und ihrer Arbeit im Gästehaus und vor allem im Kindergarten. Sie sind für mich Handwerkerinnen des Friedens. Zu meinem jährlichen Aufenthalt gehört immer auch ein Ausflug mit den Volontären nach Galiläa. Ob 2024 eine Reise möglich sein wird, ist angesichts der politischen Lage ungewiss.
Mit den „Freunden christlichen Reisens“ ging es im Mai nach Mitteldeutschland „auf den Spuren der Romanik“. Stationen waren u.a. Goslar, Magdeburg, Halberstadt, Quedlinburg, Naumburg und auf der Rückfahrt noch Erfurt.
Zum letzten Mal war ich in diesem Sommer auf der Insel Juist. Nach acht Jahren musste ich Abschied nehmen von der Insel, auf der ich oft mehrmals im Jahr Dienst getan habe. Aber für einen Menschen mit einer Körperlänge von 1,92 m ist die neue Unterbringung im Dachgeschoss nicht angenehm. Deshalb gibt es leider keine Wiederholung.
Im Sommer verzeichnet mein Kalender viele Zelebrationen im Sacre coeur-Kloster in Pützchen und in Gemeinden des Ahrtals. Ich bin gerne dort, die Menschen sind mir ans Herz gewachsen.
Mein Highlight in jeder Hinsicht war die Romfahrt mit einer kleinen Gruppe aus meiner Internetgemeinde lukas19 nach Rom im September. Wir haben die gemeinsame Bahnfahrt (!) genossen und mit dem ÖPNV Rom erobert. Ein Abstecher nach Assisi gehörte ebenso zum Programm wie die Papstaudienz, bei der „lukas19“ auf dem Petersplatz für alle hörbar begrüßt wurde. Es war eine der schönsten, wenn nicht sogar die schönste Reise nach Rom.
Leider endete die Reise für mich in der letzten Nacht mit einem nächtlichen Sturz im Hotel und einem Bruch des rechten Fußgelenks. Der ADAC hat mich ausgeflogen und die sehr guten Ärzte im Petrus-Krankenhaus in Bonn haben mich operiert.
Drei Wochen Krankenhaus und vier Wochen Reha haben mich wieder einigermaßen mobilisiert. Großer Dank an den Physiotherapeuten Manuel im Krankenhaus und die Therapeutinnen und Therapeuten in der Klinik Jülich in Neuenahr. Seit Ende Oktober bin ich wieder zuhause. Hier werde ich von der Caritas-Pflegestation bis Ende des Jahres bestens mit sehr viel Empathie betreut und versorgt. Danach werde ich wieder vieles allein können und bewerkstelligen. Meine Dankbarkeit gegenüber vielen drückt die Schraube aus, die zwei Monate in meinem Bein steckte und die jetzt an meiner Krippe liegt.
Wenn ich so zurückschaue auf das Jahr, dann sind meine Erinnerungen verbunden mit den Namen vieler Menschen, die alle ich nicht im Einzelnen nennen kann. Mein Kalender verzeichnet viele Freundschaften und Treffen mit Einzelnen. Ich denke besonders auch jene, die mir in den Wochen der Krankheit beigestanden haben. Ich lege alle diese Menschen an Weihnachten an der Krippe nieder und bitte für sie, dass Gott ihnen vergelte, was sie mir Gutes getan haben, und sie behüte.
Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim – dankbar schaue ich zurück.
Wilfried Schumacher
Weihnachten, so sagen wir, kehren de Stunden des Jahres heim.
Stunden, angefüllt mit Leid und Schmerz,
mit Enttäuschung und Versagen.
Stunden voller Freude und Glück,
Sympathie, Geborgenheit und Liebe.
Stunden mit Menschen.
Stunden in Einsamkeit.
Verlorene Stunden.
Gesegnete Stunden.
Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim.
Und übers Jahr gesehen
spüren wir unsere Unzulänglichkeit,
unsere Sehnsucht nach Geborgenheit,
nach Heil und Erlösung.
Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim,
heim zu Gott, heim zu diesem Kind,
das zu uns spricht:
Ich bin der Anfang und das Ende. (Offenb. 22, 13)
Weihnachten kehren die Stunden des Jahres heim,
heim zu diesem Kind,
das alle Stunden annimmt
und sie wandelt auf seine Weise,
sie erfüllt mit seiner Liebe.
Die Freude und die Last eines ganzen Jahres
kann ich an der Krippe niederlegen bei diesem Kind, dem SEIN sind die Zeiten.
© Wilfried Schumacher