Das Fastentuch vor der Orgel sei für sie ein Ausdruck ihrer Gemütslage in diesen Tagen nach der schrecklichen Tragödie mit dem Germanwings-Flugzeug, sagte eine Teilnehmerin bei der Erkundung des Fastentuchs am vergangenen Mittwoch. Der Blick in das Dunkle, in das scheinbar endlose schwarze Loch zeigt gewiss das, was viele Menschen in den vergangenen Tagen empfunden haben – besonders die nächsten Angehörigen der Opfer, ihre Freunde, Bekannten und Kollegen. Blankes Entsetzen, große Fassungslosigkeit, abgrundtiefe Trauer erfasste sie. Als dann die Behörden bekanntgaben, dass wahrscheinlich der Co-Pilot 149 Menschen mit in den Tod gerissen hat, kam bei vielen Wut und auch Hass dazu. Aber unser Fastentuch gibt auch seine Seelenlage wieder. Wer so etwas tut, der ist nicht nur in der Pilotenkanzel allein. Fassungslos stehen wir in diesen Tagen vor der Ohnmacht Gottes, der seinen Sohn nicht vom Kreuz holt, sondern aus dem Grab. Gott kapituliert vor dem freien Willen des Menschen, auch dann, wenn der Wille in einem solchen Moment nicht frei ist. Ich möchte Gott gerne fragen: warum tust du das? Wo waren deine Schutzengel für den Co-Piloten und die Menschen im Flugzeug in dieser Stunde? Ich bekomme keine Antwort. So werde ich diese Frage mitnehmen, um sie am Ende meines Lebens Gott zu stellen. Dann wird er mir eine Antwort geben. Bei aller Ratlosigkeit weiß ich aber eins: die Stunde des Todes ist die Stunde der größten Solidarität Gottes mit dem Menschen. Mit diesen Ereignissen im Kopf und im Herzen machen wir uns auf in die Karwoche. Wir spüren vielleicht in diesem Jahr, dass es hier nicht nur um ein Erinnern geht, nicht um ein Heiliges Spiel, sondern dass unser Leben in diesen Tagen abgebildet ist. Dabei können wir nur hoffen und beten, dass es uns immer wieder gelingt, dem Dunklen, dem Tod den Rücken zuzukehren und sich dem Licht und Leben zuzuwenden. Die Menschen, die vom Flugzeugabsturz betroffen sind, werden dazu mehr als nur eine Woche benötigen.