In der St.Martinskirche in Zillis/Graubünden wird an der Decke in 153 großen romanischen Bildern das Leben Jesu gezeigt. Allerdings die Leidensgeschichte endet mit der Dornenkrönung. Kein Bild von der Kreuzigung, von der Auferstehung, Himmelfahrt oder Pfingsten stattdessen sehen wir die Mantelteilung des Hl. Martin. Zuerst das Pferd ohne den Reiter, dann Martin und den Bettler.
So als ob der Künster des 12.Jhdts. uns sagen möchte: den Kreuzestod Jesu kann man nicht einfach nur anschauen so wie man ein Theaterstück, einen Film anschaut. Es geht ums Mit-Leiden. Das Mitleiden und die Empfindsamkeit für das Leid des anderen ist die Konkretion dieses Mitleidens mit dem Gekreuzigten. Martin macht es uns vor: er steigt herab vom eigenen hohen Roß auf die Ebene der Armen.