Jesus spricht von der engen Tür und der verschlossenen Tür – Bilder, die herausfordern und zugleich Hoffnung schenken. Es geht nicht darum, irgendwann in den Himmel zu kommen, sondern darum, dass der Himmel schon heute zu uns findet. Was das bedeutet und warum es unser Leben verändern kann, darum geht es in diesem Beitrag.
Welche Gefühle löst das Bild einer verschlossenen Tür in Ihnen aus? Vielleicht wirkt es bedrückend, vielleicht macht es Angst. Niemand steht gern draußen vor einer geschlossenen Tür. Und doch gebraucht Jesus dieses Bild: die enge, schmale Tür und die verschlossene Tür. Warum?
Die enge Tür macht deutlich: es geht um jeden Einzelnen. Man kann nicht in der Masse hindurch, nicht heimlich durchschlüpfen. Jeder muss bewusst eintreten. Aber: diese Tür ist offen. Offen für Menschen, die Gott suchen, die ihm vertrauen. Auch eine enge Tür kann einladend sein – weil sich dahinter eine neue Welt eröffnet.
Jesus sagt: ‚Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.‘ Im griechischen Urtext steht für „bemüht Euch“ das Wort agonizein – es erinnert an ‚Agonie‘, den Todeskampf. Damit wird klar: es geht nicht um ein bisschen Mühe, sondern um Ernsthaftigkeit, um einen wirklichen Einsatz.“
Der Evangelist verbindet das Stichwort „Tür“ mit einem weiteren Bildwort Jesu. Die Geretteten werden als Festgesellschaft dargestellt, die mit dem Hausherrn Mahl feiert. Alle Plätze an der Tafel sind besetzt, die Tür wird abgeschlossen.
Bald erscheinen noch einige Nachzügler. Sie haben nach der Devise gelebt: „Nichts ist auf Erden so wichtig, dass es nicht auf morgen verschoben werden könnte. Der liebe Gott hat Zeit und kann warten“.
Den draußen Stehenden sagt der Hausherr: „Ich kenne euch nicht.“ „Die draußen bleiben, erwidern: ‚Wir haben doch mit dir gegessen und getrunken.‘ Sie berufen sich auf Bekanntschaft – wie wir es aus dem Alltag kennen: ‚Ich kenn da jemanden …‘ Beziehungen können hilfreich sein. „He, ich kenn dich doch! Wir haben uns doch da oder dort getroffen“.
Jemanden zu kennen, der wieder jemanden kennt, kann gut sein. Etwa, wenn man schnell Hilfe braucht oder dringend benötigtes Material.
In unserer Welt bekommt der Mensch oft dadurch einen Wert, dass er von jemandem gekannt wird! Wehe dem, der niemanden kennt.
Da kann man nur sagen: Hoffentlich kennt Gott uns am Ende unseres Lebens! Verständlich ein solches Denken – aber es verführt uns, all‘ unser Bemühen darauf zu konzentrieren, in den Himmel zu kommen.
Der frühere Aachener Bischof Klaus Hemmerle hat es auf den Punkt gebracht: ‚Wir Christen sind nicht auf Erden, um in den Himmel zu kommen, sondern damit der Himmel zu uns kommt.‘ Das stellt vieles auf den Kopf – und genau darin liegt die Botschaft Jesu.“
Jesus lehrte seine Jünger im Vaterunser nicht zu beten: „Lass uns in Dein Reich kommen!“ sondern „Dein Reich komme!“
Das ist Jesu Mission, den Himmel auf die Erde zu bringen. Die taumelnde Welt, von der ich schon vorletzten Sonntag gesprochen habe, soll himmlischer werden – auch in Dernau.
Kirche beschäftigt sich viel mit sich selber – mit Strukturen und nötigen Reformen. Wir fragen uns, wo gibt es Sonntag noch eine Messe? Was ist mit dieser und jener Tradition? Warum haben die Frauen nicht mehr zu sagen in der Kirche? Und und und. Sie kennen die Diskussionen – alle sind wichtig.
Aber oft vergessen wir darüber unsere eigentliche Berufung und Sendung: dafür zu sorgen, dass der Himmel auf die Erde kommt, wenigstens anfanghaft.
Es beginnt hier in der Messe. Die Wandlung ist das Wichtigste. Aber nicht nur die Gaben müssen verwandelt werden, sondern auch die Versammelten müssen sich wandeln lassen. „Leib und Blut Jesu Christi werden uns gegeben, damit wir verwandelt werden.“ sagte Papst Benedikt XVI. in diesen Tagen vor 20 Jahren beim Weltjugendtag in Köln.
Diese Verwandlung – so der Papst damals – „muß sich im Leben zeigen. Es muß sich zeigen in der Fähigkeit des Vergebens. Es muß sich zeigen in der Sensibilität für die Nöte des anderen. Es muß sich zeigen in der Bereitschaft zu teilen. Es muß sich zeigen im Einsatz für den Nächsten, den nahen wie den äußerlich fernen, der uns angeht.“
Genau darum geht es: wenn wir mit Jesus den Himmel auf die Erde bringen wollen. Nicht allein, sondern gemeinsam mit allen Menschen guten Willens – hier und heute, auch in Dernau.
Predigt am 24.8.2025 in Dernau