Predigt am 2.3.2025 in Dernau in Mundart (Hier die hochdeutsche Fassung)
Wussten Sie eigentlich, dass es in Deutschland 236 Lachclubs gibt? Alle paar Wochen trifft man sich dort, um miteinander zu lachen. Vielleicht auch deshalb weil Lachen gesund ist. Man bewegt viele Muskeln und es kommt es zu einer vermehrten Sauerstoffaufnahme in den Lungen. Die Durchblutung wird verbessert und der Kreislauf stabilisiert.
Der heutige Karnevalssonntag lädt gerade zu ein, ein wenig über das Lachen nachzudenken. Lachen ist im Gottesdienst etwas Ungewohnntes. Es passt anscheinend nicht zur heiligen Handlung. Im Karneval singt man: die Trone, die du laachs, bruchs du net krieche. Schon allein deshalb lohnt sich das Lachen.
„Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht zu den vielen Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: Die Hoffnung, den Schlaf – und das Lachen,“ soll der große Philosoph Immanuel Kant gesagt haben.
Der Theologe Karl Rahner fordert uns geradezu auf: „Lacht manchmal, lacht unbeschwert. Fürchtet nicht, ein bisschen dumm zu lachen und ein bisschen zu oberflächlich.“ Denn: „Du bist ein Mensch“, sagt das Lachen.“ Recht hat er: nur Menschen können lachen, Tiere, Maschinen und Computer können das nicht. Das Lachen ist menschlich. Es erinnert mich daran, dass ich Mensch bin, ein Geschöpf Gottes. Deshalb betete Rahner: Ich danke Dir Gott, dass ich bin, dass Du mich geschaffen hast, mich ins Leben gerufen hast, Dich für mich entschieden hast. Ausgerechnet für mich.
Das kann einem schon ein Lachen oder zu mindestens ein Lächeln entlocken.
Machen wir es praktisch: „ Der liebe Gott weiß, dass ich kein Engel bin, ein bisschen Teufel steckt doch in jedem drin“,singen die Höhner. Recht haben sie. Was da von allen lautstark mitgesungen wird, ist biblische Botschaft, die von vielen vergessen worden ist. Der Teufel, der Versucher, wir haben ihn gleichsam wegrationalisiert. Wir sprechen von der Umwelt, von den Medien, von den anderen, die uns beeinflussen, statt von uns selbst zu reden, die das Böse tun.
Der liebe Gott weiß, dass ich kein Engel bin, das mit dem Himmel, das kriegen wir schon hin – das klingt nach der rheinischen Überzeugung „der liebe Gott is net esu – ist nicht so“ d.h. er nimmt es nicht so genau. Wohlwollend gesehen, heißt es aber auch, dass der Weg in den Himmel nicht unmöglich ist, vor allem dass der Weg in den Himmel nicht gleichgesetzt werden darf mit Freudlosigkeit und Angst.
Menschen, aus deren Leben das Lachen ausgewandert ist, die aber viel Geld und Einfluss haben, stellen gerne einen Hofnarren an. Sie lagern die Freude, den Klamauk und das Lachen aus. Die Fürsten hielten sich solche Hofnarren, auch die Bischöfe begannen Hofnarren anzustellen, als ihre Macht zunahm, aber ihre eigene Humorfähigkeit abnahm. Es hat nicht jeder den Humor eines Johannes XXIII., der als er zum ersten Mal als Papst auf der Loggia von St.Peter steht, angesichts der engen Kleidung (er war ja etwas fülliger) murmelt: Alle freuen sich, nur nicht der Schneider.
„Heiterkeit des Herzens ist Leben für den Menschen“, hieß es eben in der Lesung.
Menschen, die viel lachen oder andere zum Lachen bringen, sind ein echtes Geschenk füreinander. Sie helfen nicht selten, das Leben zu bewältigen oder wenigstens leichter zu machen. Am Besten ist es, wenn man über sich selbst, über den eigenen Betrieb lachen kann. So mancher Witz enthält eine versteckte Wahrheit.
Zwei Beispiele:
- Zwei Spinnen treffen sich in der Kirche. Sagt die eine: „Ich wohne in der Orgel, grässlich!! Immer dieser Krach, der Wind, ich sage dir, einfach grässlich!!“ Darauf die andere: „Mir geht es hervorragend. Ich wohne im Opferstock, da ist immer Ruhe!“
- Im Pfarrbüro spricht ein Mann vor und fragt, wann denn der Herr Pfarrer seinen Hund beerdigen könne. „Ihren Hund?! „Also ich glaube nicht, dass der Herr Pfarrer bereit ist, einen Hund zu beerdigen!“, lehnt die Mitarbeiterin das Ansinnen ab. „Na dann“, zuckt der Mann die Achseln, „in dem Fall nehme ich die 500 Euro wieder mit und frage den evangelischen Pfarrer!“ „Ach so ist das!“, meint die Sekretärin, „Warum haben Sie mir denn nicht sofort gesagt, dass Ihr verstorbener Hund Katholik war!“
Natürlich kann es Situation geben, in denen einem nicht zum Lachen zumute ist. Dann kann man nur hoffen, dass wahr wird, was die Bläck Föös in einem Lied besingen. „Do han sen en dr Ärm genomme on alles wor wieder joot“ – heißt der Refrain einer Beschreibung des Alltags, einer Kündigung, eines Autounfalls.
Manchmal kann die Nähe eines Menschen froh machen, lautet die hochdeutsche Zusammenfassung dieser Botschaft.
Die Höhner singe:
Minsche wie mir dun kriesche un laache
Minsche wie mir sin nit jän allein
Rötsch doch jet nöher, wie Fründe dat maache
Minsche wie mir, jo Minsche wie mir!
Fastelovend-Menschen wissen das. Sie wissen auch: „Am Aschermittwoch ist alles vorbei“ – Nicht alles, das Lachen muss bleiben, denn „das Lachen ist die Sonne der Seele“ (Victor Hugo)[1]. Und ohne Sonne wäre es nur noch Dunkel in unserer Welt.
[1] Das vollständige Zitat lautet: Das Lachen ist die Sonne der Seele, die aus dem menschlichen Antlitz den Winter vertreibt“.
Im Gottesdienst wurden auch folgende Songs zitiert:
Hück steiht de Welt still,
För ne kleine Moment
Wenn mr öm sich röm alles verjiss
Hück steiht de Welt still
Un us nem kleine Augebleck weed Iwigkeit
Wenn mer he zesamme sin
Cat Ballou
Wenn mir zosamme sin
Kann kumme, wat will
Denn sulang mir uns noch han
Kann uns nix passiere
Sulang mir he noch stonn
Jeiht et schon wigger
Cat Ballou
Das Gloria-Lied von den Höhnern.